Seite - 120 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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bezeichnet und sind bei schlankem, oft übermittelgroßem Wüchse und bei infolge der
meist geringen Ertragfähigkeit des Bodens mäßigem Ernährungszustande aufgeweckte,
wißbegierige, arbeitsame und genügsame Menschen, deren Stimmung eine merkliche
Empfindsamkeit innewohnt.
Einen auffälligen Gegensatz zu denselben bilden die im Innern des Landes auf
der fruchtbaren schwarzen Erde der Niederungen der Hanna und Mittel-March nächst der
Mündung der Beeva ansäßigen Hannaken, ein Menschenschlag von strotzender Gesundheit,
von mittelgroßem, zumeist hohem und dabei kraftvollen,, untersetztem Wüchse, mit oft edler,
beim weiblichen Geschlecht oft symmetrisch schöner Gesichtsbildung. Der Gesichtsausdruck
gewinnt durch das von den Männern mit Vorliebe vorn gekürzt, rückwärts lang getragene
schlichte Haupthaar und die unter scharf gezeichnetem, mit dichten Augenbrauen besetztem
Stirnrande klug hervorblickenden Augen, die ganze Gestalt durch die in manchen Gegenden
noch beibehaltene schmucke Volkstracht an Interesse. Unerschütterliche Gemüthsruhe bis zum
Phlegma bei auch in bedrängter Lage nicht versagendem Humor, Gutmüthigkeit nicht
ohne Schlauheit, Gastfreundlichkeit und Lebensfreudigkeit, selbst Neigung zum Luxus, der
sich auch in traditioneller Vorliebe für zahlreiche und schöne Pferde äußert, sind Hauptzüge
des hannakischen Charakters.
Den ganzen Südosten Mährens und zwar die fruchtbaren Niederungen des unteren
Marchlaufes bis zur Mündung der Thaya, das Hügelland des Marsgebirges und die
Abhänge der mährischen Karpathen hält der ausgebreitete Volksstamm der Slovaken
besetzt, dessen Hauptmasse sich weithin im nordwestlichen Ungarn ausbreitet. Bei vor-
wiegendem Längenwachsthum starkknochig und schlank, sind die Slovaken trotz ärmlicher,
meist vegetabilischer, durch Schafmilch und Schafmilchkäse verbesserter Kost muskulös
mit ausgesprochenem Bewegungsdrang, der auch ihrem erregbaren, in Freude uud Leid
das Maß leicht überschreitenden, der Stimmung folgenden, im Grunde kindlich gutmüthigen
Charakter entspricht, welcher sich in ihrem, von den Melodien zahlloser Volkslieder
durchdrungenen arglosen Gemüthe wiederspiegelt. Dieser leicht beweglichen Gemüthsart
entspricht auch der Wandertrieb, der den gleichwohl an der Heimat hängenden und zu
ihr wiederkehrenden Slovaken eigen ist. Ausdauernd, an Entbehrungen gewöhnt und
anspruchslos, dabei mit viel Mutterwitz begabt und technisch ausgezeichnet veranlagt,
werden diese Naturmenschen Mährens als Arbeiter überall gern gesehen.
Ihren Nachbarn im Nordosten Mährens, den Wa lachen, welche, auf den grünen
Berghöhen der Beskiden ihre Schafe weidend, das entbehrungsvolle, aber durch großartige
Natureindrücke gestählte Dasein eines Hirtenvolkes führen, ist diese Gemüthsweichheit
nicht mehr eigen. Schon in ihrer körperlichen Gestaltung bei häufigem Hochwuchs
gedrungener, durch ihre bei jeder Witterung und Jahreszeit offene Brust das Bild der
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch