Seite - 122 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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zu nachbarlichen Bevölkernngstypen, die um so deutlicher wird, je tiefer nach Niederschlesien
wir vordringen.
Wenn im Voranstehenden die Gliederung des Bevölkerungsorganismus von Mähren
nach Volksstämmen mit kurzen Umrissen gezeichnet wurde, so soll hierdurch keineswegs die
Vorstellung erweckt werden, als ob diese Volksstämme scharf von einander abgegrenzt wohnen
würden. Im Gegentheil gibt es Übergänge nach allen Richtungen und werden die an den
Knotenpunkten der Stammesverschiedenheiteu noch wahrnehmbaren Unterschiede durch fort-
währende Kreuzung und durch das wogende Zu- und Rückströmen der Bevölkerung zwischen
Land und Stadt, zwischen bäuerlichen Ansiedlnngsgebieten und Jndustriecentreu allgemein
und namentlich bei der Bevölkerung der Städte und Industrie-Orte stark verwischt. Leider
kann nicht verkannt werden, daß infolge der streckenweisen Umwandlung des ehedem fast
ausschließlichen Agriculturlaudes Mähren in Industrieland mit laudwirthschastlichem oder
technischem Fabriksbetrieb eine unverkennbare Degeneration der ursprünglichen Stammes-
eigenthüinlichkeiten derjenigen Bewohnerschaft stattfindet, welche ehedem, an alter Sitte
festhaltend, dem heimatlichen Boden Naturprodukte abgewann und nun als lebender
Mechanismus mit den Maschinen der Fabriken um die Wette Kunstprodukte schaffen hilft.
Um so schwerer wird es bei diesen Verhältnissen, den verborgenen anatomischen
und physiologischen Kriterien nachzuforschen, welche der Racen- und Stammesbildung
zu Grunde liegen und bereits in ferner Vergangenheit, zumeist wohl schon vor der
Einwanderung der Urahnen der gegenwärtigen Bevölkerung in dieses schöne Land
entstanden sein mögen, welches ebenso, wie es die Wasserscheiden von Zuflüssen dreier
Meere (Nordsee, Ostsee, schwarzes Meer) birgt, ein Übergangsgebiet für den Strom der
Völkerwanderung gewesen und noch heute eine Brücke ist, die verwandte Völkerstämme
verbindet und fremde Racen einander nähert.
Ein sinnfälliges Nacenmerkmal ist zunächst der Körperwuchs, bezüglich dessen
bereits bei der allgemeinen Schilderung der das Land bewohnenden Stämme einige
Andeutungen gemacht wurden. Die durchschnittlichen Assentiruugsverhältuisse während
einer Reihe von Jahren lassen in diese Verhältnisse noch näheren Einblick gewinnen.
So zeigt es sich, daß die westlichen, dem cechischen Stamme näher verwandten
slavischen Mährer mit diesem den höheren Wuchs (im Mittel 1 66 Meter) bei ansehnlicher
Brustweite (im Mittel 0 838 Meter), welche 50 4 Procent der Länge ausmacht, gemein
haben, während die Slovaken durchschnittlich kleiner sind (im Mittel 1 647 Meter) bei
mittlerem Brustumfang von 0 824 Meter, der die Hälfte der Körperlänge ausmacht,
wogegen die Deutschen mit 1 656 Meter Körperhöhe und 0 827 Brustumfang (50 Pro-
cent) die Mitte zwischen beiden einhalten. Mit der Extensität der körperlichen Entwicklung
hält jedoch die Intensität derselben nicht immer gleichen Schritt, wenigstens ist dies bei
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch