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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Seite - 146 -
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146 Scheune oder auf einem dazu besonders hergerichteten Platze. Bei Muglitz wird bei der Weizenernte absichtlich ein kleines Stück stehen gelassen und erst dann, wenn der Festzug beginnt, von der „Weizenbrant" geschnitten. Am dritten Sonntag im Monat October wird das Kirch weih fest (Kaiserkirchtag) gefeiert. Es ist ein drei Tage währendes Volksfest. Samstag zuvor in den Abendstunden wird auf einem ebenen Platze — zumeist vor dem Orts-Rathhause — der Maibaum aufgerichtet. Er ist mit Äpfeln und anderem Obst behangen, sein vornehmster Schmuck aber ist (in der Sprachinsel um Brünn) ein Seidentüchlein, das der „erste Altbursch", das Hanpt des Ver- gnügungsausschusses der tanzlustigen Jugend, von der „Altdirn", das ist seiner Liebsten, erhalten hat und das nun als ein Fähnlein von der Spitze des Baumes herabweht. Die Aufstellung des Maibanmes wird natürlich durch eiueu ausgiebigen Trunk, an dem nicht nur die Jungen, sondern als wohlwollende Berather auch die Alten theilnehmeu, im Ortswirths- hause gefeiert. Der Vormittag des Sonntags ist religiösen Pflichten gewidmet. Predigt und Hochamt dürfen nicht versäumt werden. Auch dem nachmittägigen Segen wohnen die meisten aus der Schaar der Jugeud bei. Kaum ist dieser jedoch zu Eude, so erklingen von dem nm den Maibaum herum gelegenen Tanzplatze die fröhlichen Rufe der Musik. Die Jünglinge, deren Händen die ganze Veranstaltung anvertraut ist, rücken in geordnetem Zuge aus dem Rathhause auf den Tanzplatz; Altbursch und Altdirn eröffnen den Tanz. Langsam kommen die anderen jüngeren Leute aus dem Dorfe heran, und das Herz manches Mägdleins, das zum ersten Male zum Tanze geht, schlägt stürmisch unterm Mieder. Langsam, geschämig, mit niedergeschlagenen Augen naht sie sich der fröhlichen Versammlung. Es dauert aber nicht lange, da hat auch sie der tolle Wirbel erfaßt. Die Bauern sind Aristokraten: Knechte und Mägde dürfen nicht auf ihrem Platze tanzen, sie müssen sich einen eigenen Tanzboden aufsuchen. Von sechs bis sieben Uhr Abends ist Raststunde, damit man zu Hause „das Vieh verrichten" kann. Dann wird wieder weiter getanzt, oft bis zum Morgengrauen Am Montag beginnt Nachmittags nach drei Uhr der Tanz aufs neue und setzt sich wieder bis nach Mitternacht fort. Dienstag hat die meisten der fröhlichen Gesellschaft bereits einige Müdigkeit ergriffen: beides, das Tanzen und der Wein, hat zusammen- gewirkt, doch sobald die Klänge der Musik erschallen, ist Alles vergessen uud munter dreht sich wieder die Menge im Kreise. Zumeist wird im Freien getanzt, hänsig genug aber zwingt die Ungunst der Witterung die inneren Räume einer Gastwirthschaft aufzusuchen. (Im südlichen Mähren ist das Aufstellen des Maibaumes anläßlich des Kirchweihfestes überhaupt zumeist abgekommen.) Und abermals Samstag, acht Tage nach der Aufstellung des Maibaumes, wird derselbe wieder gestürzt; den die Spitze bildenden Tannenwipfel mit seinem Schmucke nimmt der erste Altbursch iu seinen Besitz. Darnach schließt ein fröhliches Zechen den Reigen der Festtage.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Mähren und Schlesien, Band 17
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Mähren und Schlesien
Band
17
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1897
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.42 x 21.88 cm
Seiten
750
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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