Seite - 175 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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die Grundvocale oder ihre Stellvertreter (e, i) stehen, verdumpft das Dörfische, wo die
Consonantenumgebung nur irgend Anlaß gibt, auch ursprüngliches ö: wöllen — wollen,
Wölt — Welt, ersetzt a statt des dem Städtebezirke eigenen Mischnngsvocales ä durch
eutschiedeueu 0-Laut und entwickelt c> durch Vermittlung von ou zu u: furt — fort,
koumt kommt. Die Flexious- uud syntaktischen Verhältnisse weichen im ganzen Sprach-
gebiete von den baierisch-österreichischen nur wenig ab.
Etwa 20 Kilometer östlich von Brünn liegt die Sprachinsel von Wischan-
Austerlitz, deren Bewohner sich „Schwaben" nennen. Keineswegs hat der Dialect
eine einheitliche, sprachgeschichtliche Grundlage, denn wir begegnen dem Schwäbischen:
seif — fünf, Bräuti — Geliebter,Formen wie keima, neima, Deminutiven: Wagele, Tischele
neben Bübal u. f. w. Die specifisch schwäbische Artikulation der Gutturale fehlt ebenso
wie die Vergröbernng des s zu scli. Vorherrfcheude Nafaliruug, Vertretung des ei und
mittelhochdeutschen i durch ua oder durch oa, welches auch für einfaches a und o eintritt,
kennzeichnen den Dialect als einen baierisch-österreichischen, dessen älteste Schichte jedoch
in Oberbaiern oder Nordtirol zu suchen ist.
Wesentlich anders ist der Charakter der Mundarten in dem mit seinem nördlichen
Theile in Böhmen liegenden Schönhengstler Land, der größten deutschen Sprachinsel
Österreichs. Der Lautstand hat hier entschieden mitteldeutsches Gepräge. Eigenartig
erscheint die Aspiriruug der anlautenden gutturalen Fortis, während in vielen Fällen für
labiale Media Tennis eintritt: Khirch — Kirche, dagegen polt — bald. Wie in Jglan,
mit dessen dörfischen Dialecten auch sonst manche Verwandtschaft besteht, fällt ä hänfig aus.
Löu — Laden, Fenner — Fäden, Pinn — binden; gutturales l wird von a absorbirt:
säbr ---- selber, os ^ als.
Bezeichnend ist für den mitteldeutschen Charakter der Vocalwandcl, besonders
der durchgreifende Übergang von e zu a: Pärg — Berg. Der Proceß der Verdumpfnng
ist hier weiter fortgeschritten als im Schlesischen, denn über den Vermittlungsdiphthong
oa, gelangt selbst kurzes a bis u, ohne daß nachfolgendes r die Ursache wäre. Anderseits
hat die Mundart einen großen Reichthum an J-Lauteu, denn sie bewahrt nicht nur
altes kurzes i in zahlreichen Fällen, sondern es besteht auch eine ausgesprochene Neigung
für Tonerhöhung des e bei verschiedener Consonanteuumgebung, sogar wenn es auf
ö zurückgeht: git — geht, schiner — schöner, Risla — Röslein, Vigl — Vögel,
khimt — kommt. Hieran reihen sich Fälle wie: zensrim — ringsum. Sehr häufig ist diese
Vocalerhellung die Folge von Tonabschwächuug bei Zusammensetzungen: Tök Tag,
aber Suntik — Sonntag; anch die Bildungssilben tnim — thnm, iug — uug gehören
hierher. Oft werden U-Lante verschiedenen Herkommens mit flüchtigem J-Klang versetzt,
der bald vor, bald nach dem Grundvocal klingt und öfter zur Triphthougirung führt:
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch