Seite - 201 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Bräutigam tritt mit seinen Leuten ins Zimmer ein zu den dort bereits versammelten Gästen
der Braut. Der Brautwerber wiederholt sein Anliegen in feierlicher und umständlicher
Ansprache, in der er von der Erschaffung der Welt anhebt, dann nach zahlreichen,
genau citirteu Zeugnissen der heiligen Schrift auseinandersetzt, welch hohen Werth eine
rechtschaffene Hausfrau für einen geordneten Hausstand habe. Eine solche Frau sei ihm
in der Tochter dieses Hauses zugesprochen worden und er bitte nun um ihre Herausgabe,
damit der vereinbarte Ehebund durch den Segen des Priesters besiegelt werden niöge.
Nach weiteren langen Reden und Gegenreden, in denen der Werbungen Isaaks uud Jakobs
gedacht wird, begibt sich der Sprecher der Braut in die Kammer, wo die Braut mit ihren
Kranzeljnngsern und den Frauen unterdessen wartet. Er bringt von dort zuerst ein
verhülltes altes Weib; nachdem diese als die „triefäugige Lia" von dem Brautwerber
zurückgewiesen worden, wird die Braut selbst als die „schöne Rachel" dem Bräutigam vor-
geführt und ihm vom Brautwerber in feierlicher Ansprache voll väterlicher Ermahnungen
verlobt, worauf die Frauen ein Lied singen zum Preise der Eltern, daß sie ihre Tochter in
christlicher Zucht erzogen, so daß sie sich ihres grünen Rosmarinkranzes würdig erweist.
Dann läßt der Sprecher der Braut deren Eltern sich nebeneinander auf die Ofenbank
setzen, führt Bräutigam und Brant vor und ermahnt dieselben, in ihrem neuen Stande in
Liebe und Eintracht zn leben und ihre beiderseitigen Eltern in Ehren zu halten. Hierauf
kniet die Braut vor ihreu Eltern nieder; der Sprecher dankt diesen in ihrem Namen für die
gute Erziehung und bittet sie um Verzeihung für alles, was sie sich bisher habe zu Schulde»
kommeu lassen, und um deu väterlichen und mütterlichen Segen. Die Eltern segnen ihre in
Thränen zerfließende Tochter, worauf ihnen diese die Hände küßt. Sodann kniet auch
der Bräutigam nieder nnd der Brautwerber dankt in dessen Namen den Schwiegereltern
für ihre in christlicher Zucht erzogene Tochter. Die Eltern segnen ihn und nehmen ihn als
Sohn auf. Dann bittet noch die Braut alle Anwesenden, ihr zu verzeihen, falls sie
Jemandem von ihnen etwas znleidgethan.
Hierauf macht sich der ganze Hochzeitszug auf den Weg zur Kirche, an der Spitze
die Brautführer paarweise geordnet, nach den Klängen der Musik jauchzend und hüpfend,
nach ihnen der Brautwerber mit dem Bräutigam, dann die Kranzeljnngsern, gleichfalls
paarweise, ferner die Brautmutter mit der Braut, dann die Musik, Märsche und Volks-
lieder aufspielend, und zuletzt die Hochzeitsgäste. Ist die Pfarrkirche in einer anderen
Gemeinde, so wird, namentlich in der Hanna, zn Wagen gefahren.
Vor der Trannng legt der Brautwerber dem Bräutigam, die Brautmutter der Braut
ein Rosmarinkränzchen aufs Haupt. Nach vollzogener Trauung nehmen sie die Kränze wieder
ab uud übergeben sie der Braut; doch müssen sie sich dabei fpnten, denn die Brautführer und
die Kranzeljnngsern suchen ihnen zuvorzukommen, und sie müssen dann die ihnen
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch