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Die Wirthschaftsgebäude stoßen wieder im rechten Winkel an die Rückseite des Wohn-
traktes an; nnr wo sich der Hof vor dem Wohnhause befindet, stehen selbstverständlich
auch die Wirthschaftsgebäude vor und nicht hinter dem Wohnhause gegen die Gasse zu.
Die durchaus hölzerne Scheune bildet hier zumeist kein selbständiges Gebäude, sondern
befindet sich mit dem Wohngebäude unter demselben Dache. Die für die obere Hanna so
charakteristischen schwerfälligen Hausvorsprünge oder Laubeu vor den Hausthüren finden
sich auch hier, im Niederlande der mährischen Slovakei, jedoch — so wie in der Kremsier-
Holeschaner Gegend — in sehr verkleinertem Maßstabe und leichteren Formen, wieder vor.
Sie heißen auch hier Tückro, aber auch Sedräcka, weil die Bettler darin stehend um
Almosen bitten, oder einfach vMupek, das ist Vorsprung. Sowie bei Holzbauten der
Giebel, so ist bei den slovakischen Häusern wieder diese Thürlaube Gegenstand besonderer
Sorgfalt; denn diese Thürlauben sind stets bunt bemalt und insbesondere im südlichsten
Theile des Landes mit symmetrisch vertheilten Blumenornamenten geradezu vollständig
bedeckt. Bis vor kurzem wurden diese Wandmalereien dnrchwegs mit freier Hand von den
weiblichen Bewohnern des Hanfes ausgeführt; heute geschieht es jedoch schon zumeist
mit Hilfe von Patronen, die sich die Mädchen selbst aus Papier schneide». Auch um die
Fenster herum sind die Häuser mit verschiedenartig componirten Mustern auf weißem
Grunde bunt bemalt, was ihnen und somit dem ganzen Dorfplatze ein ungemein
freundliches, zierliches Aussehen verleiht. Stnccoverzierungeu, wie in der Hanna, finden
sich hier an den Häusern nicht vor.
Am Ende des Dorfes sieht man wieder ganze Gruppen von Kellern, in Abhängen
ausgehöhlt und mit einem als Kammer dienenden Obergeschoß über dem eigentlichen
Keller versehen. In Weingegenden aber stehen hinter dem Dorfe lange Reihen von Wein-
kellern (bü<Z^), die über dem Kellerraume noch ein Locale für die Weiupresfe besitzen.
In dem südlichsten Zipfel des Landes, in der Landshnter Gegend, welche ?ocilu2i
genannt wird (das ist das hinter dem Sumpfe gelegene Land, denn die südliche Marchebene
war vor Zeiten und ist theilweise noch heute sehr sumpfig), wohnt ein Zweig des slovakischen
Volksstammes (?o6Iuxuei), welcher sich, offenbar infolge des Einflusses der nachbarliche»
kroatischen Colonie», in seiner Tracht und auch sonst von den übrigen Slovakeu mehrfach
unterscheidet. Die Dörfer bilden hier eine breite Gasse von eng aneinander geschlossenen
Häusern, vor denen durchwegs kleine, mit Holzlatten nnd Hecken umzäunte Weingärtchen
angelegt sind; zwischen je zwei Gärten führt ein mit einer Pforte versperrtes Gäßchen zum
Hause. Durch den hier besonders sorgfältig gemalten Thürvorsprung nnd durch den Flur
gelangt man rechts in die Stube, hinter welcher sich gegen den Hof eine kleine Stnbe
(ixlzÄka) befindet. In der vorderen Stnbe ist die der Thür gegenüberstehende fensterlose
Wand mit mehreren Reihe» von Bildern ganz verhängt und vo« dem ober dem Tische sich
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch