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außer Organisten, Chorregenten, Choralisten n. a. in der Stadtkirche, noch „Stadt-
kunstpfeifer" und Thurnermeister, welche auch in der Kirche, später auch im Theater
mitzuwirken hatten und sich mit ihren Thnrnergesellen bei Verlöbnissen, Hochzeiten,
Gastereien, Tänzen n. a. vernehmen ließen, auch dem Adel auf dem Lande bei Banketten
aufwarteten. Auch in Brünn gab es „Stadtmusiker", an deren Spitze ein „Thurner-
meister", richtiger „Thürmermeister", stand, bis nach dem Tode des letzten, Karl Gabriel
(gestorben 1838), diese Stelle nicht mehr besetzt, sondern mehrere Jahre durch den
Regenschori an der Stadtpfarrkirche St. Jakob fubstituirt und endlich aufgelassen, dafür
aber (1844) ein Mnsikdirector an derselben und der neuen Musikschule bestellt wurde.
Auch der deutsche Meistergesang bürgerte sich bald in unseren Ländern ein.
Wenigstens ist derselbe in Jglan nachweisbar, wo er im innigen Verkehr mit den Meister-
schulen im (deutschen) Reiche in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts bis zum
dreißigjährigen Krieg bestand, später aber in Vergessenheit gerieth.
Mit den religiösen Bewegungen standen die Literaten Chöre in Verbindung, Gesell-
schaften, welche wir schon zu Anfang des XV. Jahrhunderts in voller Entwicklung finden.
Sie thaten sich zusammen zur Förderung des kirchlichen Cultus, leiteten den Gesang in
der Kirche, trugen zum Glänze der kirchlichen Feierlichkeiten, Beerdigungen n. s. w. bei
und übten daneben Krankenpflege und andere Werke christlicher Liebe. Sie förderten den
Geschmack am Kirchenliede; die meisten dieser Vereine ließen sich auch Caneionale, das ist
Liederbücher, zusammenstellen oder wenigstens abschreiben, wovon sich manche sehr schöne
und kostbare Exemplare erhalten haben. Diese Vereine bestanden sowohl bei Katholiken,
als auch bei Protestanten nnd den böhmischen Brüdern, doch nur oder wenigstens zumeist
in slavischen Orten (deutsch in Neutitschein, Olmütz?); sie erhielten sich hier und da, auch
nach der Aufhebung nnter Kaiser Josef II-, freilich fortan ohne das Band einer Bruderschaft
und fast nur dem Namen »ach. Die älteste bisher bekannte Literaten-Ordnung in Mähren
ist die von Trebitsch aus dem Jahre 1516.
Die sogenannten Böhmischen Brüder verfaßten nicht nur eine große Menge von
Kirchenliedern, sondern ließen auch 1587 die Psalmen Davids durch den Consenior
Georg Streye-Zabrezsky (zu Hohenstadt in Mähren geboren) in Reime bringen und
sowohl in den Caneionalen von 1615, 1618 und 1659, als auch abgesondert drucken,
worin ihnen die Franzosen, Italiener, Engländer, Holländer, Polen und Ungarn nach-
ahmten. Die Gesangbücher der Böhmischen Brüder fanden auch bei den Deutschen Beifall
und wurden den Bedürfnissen der Böhmischen Brüder deutscher Zunge angepaßt. Unter
ihnen sind besonders drei als Dichter von kernigen Liedern in deutscher Sprache zu nennen,
nämlich Michael Weiß (geboren zn Neiße in Schlesien, gestorben 1542), der auch eine
Anzahl älterer Husitenlieder umdichtete, Johann Horn oder Cornn (gestorben 1547) und
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch