Seite - 304 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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und von dem Aufstande 1618 abgerathen hatte. Thatkräftig trat er auch immer für seine
Glaubensgenossen, die Brüder, ein. Namentlich war es der junge Johann Amos
Komensky (geboren 1592 znNivnitz), dem er seine huldvolle Gunst zntheil werden ließ,
indem er ihm gleich nach der Heimkehr von der Herborner und Heidelberger Universität
an der Prerauer Schule eine Anstellung verschaffte, und als sich die Folgen der
verhängnißvollen Schlacht am Weißen Berge auch auf Mähren zu erstrecken begannen,
ihm anf Brandeis Zuflucht gewährte. In diesem Versteck konnte sich Komensky ernsten
Betrachtungen über das ruhelose und eitle Treiben der Welt mit Muße hingeben und
schnf dann mit seltener Dichterkraft nebst dem Zentrum Leeuriwtis, der metrischen
Übersetzung der Psalmen und einigen tiefempfundenen Erbauungsstücken als 30jähriger
Mann ein unsterbliches allegorisches Bild unter dem Namen l^ubxrint sveta a rH srckce,
in welchem er die Welt als Stadt, nach den einzelnen menschlichen Beschäftigungen und
Ständen in Gassen getheilt, mit Eingangs- und Ausgangsthoren und einer Burg der
Fortuna in der Mitte derselben darstellt und das damalige Leben der Handwerker,
Gelehrten, Ärzte, Ritter u. s. w,, das kirchliche, Soldaten- und Nechtslebeu auf Grund
von Selbsterfahrung wie anch einer ähnlichen Schrift Joh. Val. Andraeens mit köstlichem
Humor, drastischer Satire und seltener Plastik treu realistisch schildert, dabei die Tendenz
verfolgend, daß nirgends Ruhe und Zufriedenheit zu finden sei als im eigenen Herzen
und in Gott. Komensky war nicht undankbar. Er schrieb ein Werk über den Ursprung
und die Thaten der Zerotine, widmete seinem Gönner die mährische Alterthumskunde, die
er verfaßt hatte, und dem Neffen desselben Velen von Zerotin eine geographisch und
kartographisch musterhaft ausgeführte Landkarte von Mähren, die dann fortwährend
nachgedruckt wurde und heute uoch durch ihre Präcision Staunen erregt. Auf heimischem
Boden erwuchs auch das pädagogische Hauptwerk Komenskys, seine böhmischen vicluctiea,
die aber erst in der lateinischen Fassung ihre heilsame Sendung vollzogen. Den ganzen
Gedankenreichthnm des Buches, wie auch seine Systematik konnte in vollem Maße erst die
Neuzeit erfassen und würdigen. Alle Welt erkennt heute als einzig gesunde und natürliche
Principien an, daß der Unterricht dem Kinde nur auf Grund der Muttersprache und
einheitlicher Schnlbücher, nicht blos um der sprachlichen Kenntniß, sondern auch um der
sachlichen Bildung willen, anschaulich, vom Bekannten und Leichten zu minder Bekanntem
und Schwierigerem fortschreitend und unter gleichmäßiger Pflege des Geistes wie des
Körpers ertheilt werden soll — eben diese Grundsätze hat Komensky in der Didaktik
zum ersten Mal unwiderleglich und zusammenfassend begründet. Hier auch sprach er die
Forderung der allgemeinen Schulpflicht und zwar nicht nur für Knaben, sondern auch
für Mädchen aus, hier gibt er dem Lehrer unübertroffene und für alle Zukunft giltige
Weisungen. In dem Informator ium Skolx matetske, das er aber schon im Exil schrieb,
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch