Seite - 306 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Staatsmännern gesucht, dennoch wie ein zweiter Aristides lebte nnd das irdische Glück
fast nur dem Namen nach kannte, nachdem er sich den Ehrentitel eines prasceptor
muncli erworben, nach 78jährigem, in steter Arbeit, Sorge und Wanderung verbrachtem
Leben — fern von der geliebten Heimat — in dem gastlichen Amsterdam im Jahre 1670
die ewige Ruhe. Die 40 böhmischen Werke, die er neben den etwa 100 anderssprachigen
geschrieben hatte, werden durch die Classicität der Sprache, wie durch ihren werthvollen
Inhalt zu allen Zeiten der böhmischen Literatur zur schönsten Zierde gereichen und den
Ruhm des großen Mährers laut verkündigen.
Neben den Zerotins sehen wir noch das Geschlecht der Pernsteine durch besondere
Förderung jedes geistige» wie auch materiellen Fortschritts hervorleuchten. Schon der
mährische Landeshauptmann Wilhelm von Pernstein (gestorben 1524), dem an Reichthum
kein anderer Herr in Böhmen und Mähren glich und der durch seine religiöse Toleranz
wie durch seine industriellen Unternehmungen einen durchaus modernen Geist verrieth,
hat in seinen Briefen unsterbliche Zeugen seiner großen und edlen Seele und Muster
stilistischer Vollkommenheit hinterlassen. Vratislav von Pernstein (geboren 1530 zu
Groß-Meseritsch) hat sich den Namen eines Mäcenas der Künste und Wissenschaften
erworben. Albrecht von Pernstein (geboren 1532), ein Anhänger Luthers und unerbittlicher
Gegner der Brüder, trat für seinen Glauben auch literarisch ein, indem er ihn in zwei
böhmischen Schriften vertheidigte, welche wieder eine Entgegnung des berühmten Preraner
Brüderbischofs Matthias Cerveuka hervorriefen. Cervenka, ein geborener Böhme aus
Celakovitz, gehörte seiner literarischen Thätigkeit nach dem mährischen Lande an und
starb auch da zu Prerau (1569). Mit Blahoslav in steter Verbindung, lieferte er
mehrere Beiträge zur Brüdergeschichte, übersetzte trefflich die Psalmen, dichtete einige
Kirchenlieder und sammelte — was wohl für jene von theologischen Streitigkeiten
durchwühlte Zeit ziemlich überraschend ist — die Sprichwörter des Volkes. Eine andere
Psalmenübersetzung, ebenfalls metrisch, rührt von dem Leiter der Weißkirchener Brüder-
gemeinde Georg Streyc (geboren in Hohenstadt) her, der auch einen rhythmischen
Sittenspiegel für Kinder, eine ähnliche Schrift für Frauen und Gatten und mehrere
theologische Bücher erscheinen ließ.
In dem Meere der konfessionellen Streitschriften auf naturgeschichtliche und
medicinische Werke zu stoßen, blieb erst der Rudolfinischeu Periode vorbehalten. Es sind
allerdings nur Bearbeitungen, die der Universitätsprofessor und Leibarzt König Rudolfs II.
Adam Huber von Rysenpach (geboren in Groß-Meseritsch 1546) unternahm, aber die
Zeitgenossen wußten ihm für die böhmische Ausgabe des Herbariums Mattioli's und
des Gesundheitsregiments von Rantzovius Dank. Auch sein astronomischer Kalender und
seine „Hansapotheke" zeugen von bedeutenden Fachkenntnissen und von Sinn für die
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch