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allgemeinen Bedürfnisse. MatouZ Philomathes Dacicky, für seine lateinischen
Gedichte von Rudolf II. zum poeta laureatus ernannt und für seine Verdienste zum Ritter
geschlagen (als Walkeuberger von Walkenberg), schrieb über die Bedeutung der Sonne,
über die Fruchtbarkeit der Frauen und über den „wunderbaren Bau der menschlichen
Glieder im Körper", konnte aber dabei theologischen und moralischen Schriften nicht
völlig entsagen.
Im XVII. Jahrhundert nimmt die geistige Bewegung im Lande einen katholischen
Charakter an. Nach den Answeisungsdecreteu König Ferdinands II., die natürlich auch
Tausende der gebildetsten Familien Mährens betrafen, wurde kein Andersgläubiger
mehr im Lande geduldet. Die akatholischeu Bücher fielen der Vernichtung anheim (darin
hat sich namentlich der aus Böhmen staminende Jesuit ?. Drachovsky, der Autor einer
böhmischen Grammatik ^Olmütz 1660^ hervorgethan), oder wurden in die Klosterbibliotheken
gebracht. Das nationale Bewußtsein schlummerte allmälig ein, die böhmische Sprache
wich der deutschen. Zur Wiederbelebung des historischen Sinnes trugen einigermaßen nur
die geschichtlichen Bücher bei und dieses Verdienst muß hauptsächlich dem Prager Dom-
dechanten Wenzel Pesiua zuerkannt werden, den man deshalb den Vater der mährischen
Geschichtschreibung nennt. An der mährischen Grenze zu Poeätek 1629 geboren, ließ er
sich von dem patriotischen Jesuiten und Geschichtsschreiber Bohuslav Balbiu Edlen von
Skornitz, der selbst an den Gymnasien zu Brünn und Olmütz gewirkt hatte, für die mährische
Geschichte gewinnen und veröffentlichte als erste Frucht seiner Studien, bei denen ihm
die Städte (Brünn an der Spitze), Klöster, Stände, vornehmlich das reichste Archiv
Mährens, das der Herren von Lipä, bereitwilligst ihre Schätze zur Verfügung gestellt
hatten, den?roäromus Uoravoxrapkiae, ^loravopisri (1663), wo er in
chronologischer Ordnung die politischen und kirchlichen Schicksale Mährens bis zum
Jahre 1658 entrollt. Es gelang ihm, das Interesse für die Vergangenheit des Landes
dermaßen wachzurufen, daß ihn die Stände zum ersten Landeshistoriographen erwählten.
Dem ?rc>6rc>inus folgte im Jahre 1677 der I. Theil des Uirrs Hlvravieus, eine Darstellung
der kriegerischen Begebenheiten Mährens mit hier und da eingeflochtenen kulturellen Daten
bis zum Jahre 1526. Doch sollte es zur Herausgabe des II. Theiles nicht kommen;
vermuthlich wollten die Stände der Schilderung des böhmischen Aufstandes und seiner
Folgen vorbeugen. Auch die musterhafte böhmische Übersetzung der mährischen Vernenerten
Landesordnung von Jan Konnnek von Engehauz, 1632 in Eibenschitz geschrieben, ist hier
zu erwähnen.
Seither blieb die Geschichte Mährens nicht mehr brach liegen. Der Jesuit?. Johann
Obitecky, der unermüdliche Verbreiter des Mariencultus und der Wallfahrten, Math.
Bolelncky, ein Freund Pesina's, der Trebitscher Stadtschreiber Nikolaus Bisatto u. s. w.,
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch