Seite - 310 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Bild der Seite - 310 -
Text der Seite - 310 -
310
Dominik Kynsky, in Trebitsch war ein anderer gewandter Übersetzer und Fabeldichter,
Professor Josef Chmela geboren, und daneben ließen sich auch Thomas Frycaj,
F. B. Stepnicka, I. Sychra u. A. vernehmen. Dauernde Bedeutung erwarb sich unter allen
blos Franz Susil (geboren 1804 zu Neu-Raußnitz, gestorben zu Bystritz a. H. 1868,
begraben zu Brünn). Seine ungewöhnliche Gelehrsamkeit erweckte bald die Aufmerksamkeit
des vorgesetzten Bischofs und dieser berief ihn zur Professur an die theologische Anstalt
nach Brünn. Wie die allverjüngende Maisonne rief er nun überall Leben hervor, wo
die Strahlen seines Geistes hinfielen. Seine Exegese der heiligen Schrift ist ein Werk von
hohem inneren und großem sprachlichen Werthe. Er übersetzte gleich ausgezeichnet die
heiligen Väter wie die heidnischen Dichter (Ovid, Horaz, Catull) und bereiste jahraus
jahrein das Land, um die schwindenden Überreste des Volksliedes zu retten, wobei ihm
sein feines musikalisches Gehör und die genaue Kenntniß der Mundarten ungemein zugute
kamen. Er schrieb auch Originaldichtungen, von denen namentlich einige Legenden und
Sonette zähe Lebensfähigkeit beweisen. Er verwerthete die Resultate des in Böhmen
unterdessen ausgefochtenen Kampfes um die Rechte der quantitirenden und accentnirenden
Profodie und lehrt in seinem prosodischen Büchlein beide Versmaße. In die empfänglichen
Herzen seiner Schüler streute er den edelsten Samen begeisterter Liebe zur Arbeit und
Muttersprache aus und das Distichon:
Arkev a vlast, v inojiek sestersl^ se üa6reek:
pul, kaZlZa ma sräee eele.
(Kirche und Heimat, sie lieben im Busen einander wie Schwestern:
Ganz hat jede mein Herz, jeder gehört es zur Hälft'),
das auch sein Grabmonument ziert, wurde zum Losungswort der ganzen jüngeren Priester-
generation.
Die literarische Idylle Mährens endet mit dem Jahre 1848. Der frische Luftzug
der Freiheits- und Constitntionsideen durchwehte auch Mähren, ja, dieses wurde zum
unmittelbaren Schauplatz ihrerKämpse, indem der Reichsrath seine Tagungen nach Kremsier
verlegte und der Kaiser Olmütz durch längere Anwesenheit beehrte. Es schössen zahlreiche
Zeitschriften empor und verschlangen alle literarischen Kräfte. Oheral und Kläcel redi-
girten deu IMennik, Kläcel und Sembera die vom Lande verlegten Uoravskv ^vvin^,
Johann Helcelet gab die Holomouekv I^ovinx, Oheral und Rozehnal die Hloravsk«;
^Är. llovin)', M. Prochäzka den Ulas und Arthur Baron Königsbrunn mit? . Becak
und I. Lyska den L)'riII a Netkoä heraus. Da aber die Zeitungen bald wieder eingingen,
wurde unter Susils Beistand für die Bildungsbedürfnisse des Volkes durch die Gründung
der Heredität des heiligen Cyril l und Method und für die der gebildeteren
Kreise durch die klat ice Noravskä vorgesorgt. Die beiden Vereine äußerten ihre
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch