Seite - 311 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Thätigkeit durch Herausgabe von selbständigen Büchern, aber auch durch die Kalender
k-loravan (1851 bis 1871) und (1851 bis 1858), welche von den namhaftesten
Schriftstellern Beiträge brachten und so die folgenden geistigen Hungerjahre mit Ehren
ausfüllten. Der Augustiuermönch Fr. Math. Kläcel, der in den Dreißiger-Jahren durch
seine I^i-ick«; büsnö voll hoher Gedanken die Jugend entzückte uud in den Vierziger-
Jahren durch philosophische Studien über das Gefühl und den Verstand, über die
Sprache, über das Gute u. a. allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenkte, kleidete nur
noch im Jahre 1848 das altdeutsche Thierepos Reinecke Fuchs in böhmisches Gewand
um und tauschte dann die Feder gegen den Lehrstuhl ein. Der Oberrechnungsrath
im Handelsministerium Viucenz Furch verstummte auch alsbald, nachdem er die Blicke
des Volkes durch feurige Lieder zu dem poetischen Hosteinberge gewendet und in
anderen Gedichten neben altmährischen Motiven auch die Kämpfe in Polen und Uugaru
besungen hatte.
Erst die Sechziger-Jahre führten in Folge der constitntionellen Umgestaltung der
Monarchie und der damit verbundenen Heranziehung des Volkes zur directeu Theilnahme
am öffentlichen Leben einen Umschwung der Verhältnisse herbei. Insbesondere loderte das
nationale Bewußtsein im ganzen Lande hell auf, als die Feier der tausendjährigen Ankunft
der Apostel Cyrill und Method (1863) herannahte. Da rückte Velehrad uud die ganze
glorreiche Vergangenheit aus dem Schatten des Vergessens wieder in den Vordergrund,
sein Zauber verband sich mit dem des Hostein und nahm alle Herzen von nun an für
die beiden Ruhmesstätten ein. Die zahlreichen Festschriften und Lobgedichte (so das große
Werk Dr. Johann Bily's, die Schriften Plnskals, die Streitschriften Brandls und Beda
Dudiks um die Lage Velehrads, die Gedichte Baleäreks, Soukups, die Compositioueu
Knzkovsky's u. s. w.) verbreiteten sich über ganz Mähren nnd drangen bis in die entlegensten
Orte. Immer weitere Schichten des Volkes traten in den Jnteressenkreis der Literatur.
Der Belehrung und Unterhaltung gewidmete Zeitschriften folgen aufeinander (?äbavn«
Veöor^, Lesickka, etenülslcü in Brünn, in Olmütz n. a.). Als dann nach dem
Kriege im Jahre 1866 die väterliche Fürsorge des erlauchten Monarchen es auch dem
böhmischen Volke in Mähren ermöglichte, seine Söhne in der Muttersprache die Mittel-
schulbildung genießen zu lassen, und das hohe Beispiel die Opferwilligkeit der Städte zur
Gründung weiterer Anstalten anregte, veränderte sich vollends die Scene: frohes Leben,
freudige Arbeit verpflanzte sich auf alle Gebiete, die Liebhaberei wich geregeltem,
systematischem Fortschritt. Dieser äußerte sich am deutlichsten in der Thätigkeit der ^latiee
UoruvskÄ. Es erscheinen gehaltvolle Arbeiten, eine wissenschaftlicheVierteljahrsschrist wurde
begründet (l869) und deren Leitung den bewährten Händen des Professors (jetzt Landes-
schnlinspectors) Wenzel Roy t anvertraut, der sich schon durch historische Forschungen
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch