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Landesschulinspector) Johann Kosina, mit Professor V Prasek und Johann Havelka die
von denselben begründete Lehrerzeitschrift Komensky in den Siebziger-Jahren znm Kamps-
organ dieser Idee machte. Kosina trat für dieselbe später noch in seinen literar-pnblicistischen
nnd von allseitiger Bildung zeugenden klovor^ Oh'mpsks (Brünn 1879) ein. Bartos
bereiste das Laud von Ort zn Ort und beschrieb dann die Mundarten der einzelnen
mährischen Stämme in einem preisgekrönten Werke (Dialektologie moravskä), das in
Sembera's Dialektologie einen Vorgänger hatte, den es bei weitem übertraf. Durch
Bartos angelockt, stellten dann die Professoren Josef Neoral, Josef Bartocha und Jgnaz
Hosek noch ausführlicher die mundartlichen Besonderheiten ihres Heimatskreises dar.
Bartos unterzog auch die Lieder, Spiele, Gebräuche, Reste des Aberglaubens, volks-
thümlichen Heilmittel n. s. w. einer neuen Sichtung, und die Folge derselben waren zwei
Bände der schönsten Lieder mit einer gründlichen Würdigung (den musikalischen Werth
der Sammlung hat Professor Leo Janäcek beurtheilt), feruer eine Schilderung des
ganzen Volks- und Kinderlebens (MoruvLk^ >icl und I^aZe cketi). Die Begriffe Nation
und Volk machte er zum Gegenstand einer selbständigen Schrift, in der er auch den
Einfluß der Herrschaft anf die Mundart der Unterthanen einer besonderen Betrachtung
unterzog und überhaupt die geistige Werkstätte unseres Volkes beobachtend durchschreitet.
Für die Mittelschulen besorgte er vorzügliche Lesebücher nnd eine Poetik (die Hlalä
Llovosnost zuerst im Vereine mit Kosina), kritisirte auch fleißig, gab die Schriften der
classischen lZo/ena Mmeovä heraus und konnte so, vom Volke ausgehend und zum Volke
zurückkehrend, überall nnr anregend und zündend wirken. Hauptsächlich war es die
Volkskunde, die durch ihn zu besonderer Blüte gelangte. Freilich begünstigte dieses
Studium wie kein anderes die buntfarbige Ursprünglichkeit des mährischen Volkslebens,
die sich bis in unsere Tage hinein frisch erhielt. Es wurden also namentlich Sagen,
Märchen und Spiele (auch Lieder) durch Bayer, Peck, Sträneckä, Vräna u. A. wieder
gesammelt und so die älteren Sammlungen von Kulda, Miksi'cek und Mensik weiter-
geführt. Dr. I. Herben malte das slovakische Volks- und Kinderleben mit Humor aus,
Matthias Väclavek das walachische.
Der im Volke schlummernde Kunstsinn, welcher sich in unzähligen Miniaturmalereien,
Ornamenten und Stickereien auf Gewändern, Wäsche, Gerüchen, Eiern, in Büchern, in
der Bauart der Häuser u. s. w. offenbarte, kommt ebenfalls zur gebührenden Beachtung:
Frau Vlasta Havelkova, Lucie Bakesovä und Madleuka Wauklovä, die Töchter des
Archäologe» Dr. Waukl, Fräulein Anna Walterovä, Professor I. Havelka, Josef
Klvana, Ministerialsecretär V. Hondek u. A. wetteifern in der Werthschätzung dieses
folkloristischen Materials und erwecken allgemeines Interesse für dasselbe. In die Geheim-
nisse der vorgeschichtlichen Periode führen uns Dr. Wankl, Direktor K. I. Maska,
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch