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vollständig Beute der Ungarn wurde, so daß fast ein Jahrhundert lang sogar der Name
Mährens völlig verschwand. Erst nach dem Siege Kaisers Otto auf dem Lechfelde (955)
gelang es dem Herzog von Böhmen, Boleslav, das Land der Botmäßigkeit Ungarns
wieder zu entreißen, das sodann (von 1026) bis zum Aussterben des Premysliden-
geschlechts mit diesem Hause verbunden blieb und theils von Böhmens Herzogen oder
Königen regiert, theils in Fürsteuthümer getheilt, später zur Markgrafschaft erhoben,
Verwandten des Premyslidenhanses unterstellt wurde, zumeist auch die politischen
Schicksale Böhmens theilte, sich aber, in Bezug auf Kunst, bald von Böhmen ob und
dem Norden oder dem Süden zuwendete.
Aus der Zeit der romanischen Kunst hat der Profanbau nur sehr wenige
Reste auszuweisen; es sind dies Rundthürme, die ältesten von den ehemaligen Hupen-
oder Gauburgen stammend, den Sitzen des alle Stammesgenossen des Gaues beherrschenden
Familienältesten (önpnn). Die meisten dieser Rundthürme sind heute umgebaut, so daß
sie nicht immer zur Geltung kommen, wie auf Burg Pernstein und Eichhorn; auf Burg
Buchlau wurden auf diese Weise drei, und zwar viereckige Thürme in den späteren
Burgbau einbezogen. Die Eulenburg hat noch den alten Rundthurm und sogar einen
Theil der alten Umfassung?- oder Wallmauer erhalten; .Schloß Nikolsbnrg zeigt noch
in seiuem Gebäudecouglomerat einen prächtigen Hochthurm auf einer einzelnen Bergkuppe
und von der Beste Drahauovitz ist der schöne viereckige spätromauische Thurm, ein alter
Herrensitz, sammt Dachung und Giebeln erhalten. Die alten berühmten Dynastensitze
Alttitschein, Altboskovitz, Alt- und Nencimburg, Helfenstein, Hochwald, Zornstein,
Zuberstein :e. liegen in Trümmern.
Abweichend von den slavischen Burgen, deren Hauptbau der innerhalb der Wall-
mauer einzelnstehende Hochthurm war, sind in der Anlage die deutschen Burgen, welche
seit dem wachsenden Einfluß der eingewanderten Deutschen immer allgemeiner errichtet
wurden und die slavischen Burgbauten vollends verdrängten. Die deutschen Burgen
hatten nämlich zusammenhängende Baulichkeiten, welche den Burghof umschlossen und
mit ihrer Außenseite zugleich auch meistens die Burgmauer selbst bildeten; an höchster
und möglichst unzugänglicher Stelle befand sich der Hochthurm (Berchfried). Sie waren
in der Gejammtanlage räumlich beengter, aber baulich bequemer und fester und daher
widerstandsfähiger als die slavischen Burgen, die daher auch meistens umgebaut wurden.
Auch von den deutschen Burgen jener Zeit sind uns nur spärliche Reste erhalten, freilich
finden wir darunter die alte Herzogsburg in Olmütz, auf deren Neste der sürst-
erzbischösliche Ingenieur Biesel im Jahre 1868 zufällig stieß und welche bei Errichtung
des Domkreuzgauges im XV. Jahrhundert verbaut wurde. Ingenieur Biesel hat in zwei
sich rechtwinkelig treffenden Mauern zehn reichverzierte, theils zwei-, theils dreitheilige
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch