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Schwester Leopold des Heiligen, 1106 erbaut und gleichzeitig mit noch erhaltenen Bildern
aufs reichste ausgeschmückt.
Der zweite Typus vou Kircheubauteu jeuer Zeit, ein quadratischer Mittelbau mit
halbrunden oder rechteckigen Ausbauten an den Qnadratseiten, kommt in Mähren selten
vor, ist aber in der, um 1130 erbanten Kirche zn Rezuovitz in einem vorzüglichen
Exemplar vertreten; hier bant sich der Mittelraum nach obenzn im Achteck ans, dessen
Seiten von gekuppelten Fensteru durchbrochen sind, und schließt mit einem gemauerten
achteckigen Thnrmhelm oder Dach ab; an drei Seiten bauen sich unterhalb des Oetogons
halbkreisförmige Nischen heraus, au der vierteil wurde nachträglich ein Kirchenschiff
angesetzt. Später traten Langbanten auf, und zwar vorne der etwas schmäler gehaltene
Thurm (im untern Theile meist als Vorhalle dienend), daran anstoßend das Schiff, zuerst
von quadratischer, später von rechteckiger Gestalt, uud sodauu in dessen Fortsetzung, also
in der Axe der halbrunde Altaransbau; wir sehen dies bei vielen Landkirchen, so zu
Mostist, zn Lnkovan ?e. Bei größeren Kirchen, Psarr- und Klosterkirchen wurden in das
Schiff Pfeilerreihen eingestellt, so daß dasselbe zwei- nnd dreischisfig wurde, in welch
letzterem Falle das Mittelschiff sich über die Seitenschiffe nach Art der alten Basiliken
wesentlich höher aufbaute. Von den in den Herzogssitzen Olmütz nnd Brünn (von Otto
von Olmütz 1109 und Konrad von Brünn 1053 bis 1093) erbanten großen früh-
romanischen Kirchen wurdeu in den letzten Jahren die Grnndmauern ausgegraben und auf
diese Weife die Form nnd Größe der Kirchen eonstatirt; ans späterer Zeit stammt das
schöne, zierliche Portal der Kirche in Hnllein.
Dem Klosterbau, respective den Klosterstiftungen wendete man wie in anderen
Ländern so auch in Mähren sehr bald die volle Aufmerksamkeit zu. Schon um die Mitte
des XI. Jahrhunderts tritt uns in Rai gern die erste Klosterstistnng entgegen; mm
folgten der Reihe nach die Stiftungen Hradisch bei Olmütz, Trebitfch, Kanitz, Bruck bei
Znaim, Velehrad, Knmrovitz und Obrovitz bei Brünn, Danbravnik u. f. w. Alle diese
Klöster wurden in den Hnsitcnstürmen mehr oder weniger, manche gänzlich zerstört.
Trebitsch zeigt noch die alte Grundrißanlage, Brnck hat theilweise das Choräußere und zwei
Saeristeiränme erhalten, Velehrad, welches bis zum Jahre 1681 so ziemlich den alten
Bestand behalten hatte, brannte damals nieder, hat aber die äußere Chorseite von 1202
noch intakt; ferner wnrde 1891 hinter Manerpntz ein dem alten Krenzgange angehöriges
romanisches Portal aufgedeckt, so daß man einen genauen Schluß ans den ganzen Bau
und dessen Ansstattnng ziehen kann. Stifter dieses Klosters war der schon erwähnte
Markgras Vladislav, ein Bruder Köuig Premysl Ottokars I.
Das in jener Zeit (1233) von Ottokars Witwe, der Königin Constantia in
Tisnovitz gegründete uud 1250 vollendete Kloster gehört in mehrfacher Beziehung zu
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch