Seite - 330 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Bild der Seite - 330 -
Text der Seite - 330 -
330
Ein Rückblick auf die Kirchenbauten Mährens in der gothischen Epoche läßt
erkennen, daß das Land eine große Zahl nicht unbedeutender Kirche», besonders ans der
Zeit der luxeinbnrgischen Herrschaft besessen hat, welche aber zumeist entweder nmgebant
wurden oder nnr in Ruiueu erhalten sind. Der Prachtliebe der luxemburgischen Fürsten
gemäß zeichueteu sich die von ihnen gestifteten oder während ihrer Herrschaft erbanten
Kirchen neben bedeutenden Ausmaßen uud besonderem Effecte wesentlich durch ihre
Große und Höhe, Kühnheit in constrnetiver nnd Schönheit in formaler Beziehung, sowie
durch den Reichthum ihrer Ausstattung aus; bei dem Hasche» uach Pracht uud Esfeet
uud dem Hasten nach immer Neuem nnd Originellem übertreffen und überholen diese
Bauten die gleichzeitigen Denkmäler in Deutschland, verzopsen aber zugleich iu Manchem
und bahnen dadurch den späteren Verfall der Gothik an, welche Richtung in Deutschland
später und zwar erst zn Eude des XIV. Jahrhunderts allgemeiner wird.
Anch der Profanbau der gothischeu Periode ist iu Mähren nicht ungünstig
vertreten. Bei der Burg Kuusta(d)t, welche 1250 von Chnno (Kuuo) von Knnstat erbaut
wurde, läßt sich trotz des Umbaues vom Jahre 1680 die alte Anlage außer iu deu iu
mehreren Etageu spitzbogig gewölbte» Räumen auch aus dem Grundrisse erkenne». Das
Schloß Nikolsbnrg, welches noch die 1380 von den Brüdern Johann dem Reiche» »ud
Georg vou Liechtenstein errichtete Kapelle enthält, wurde im XV. Jahrhundert nach dem
französische» Bastionssystem gänzlich umgebaut; die fünf langgestreckten, vorne halbrund
gehaltenen Thurm- oder Bastionbauteu und die zwischenliegenden Mauern lassen sich trotz
großartiger Umänderungen in den Jahren 1600 nnd 1680 noch leicht herausfiudeu.
Nach dem Beispiel Karls IV., der in Böhmen die königliche Residenz, dann die
Burgschlösser Karlsteiu, Karlsberg :e. erbauen ließ, nnd der Banthätigkeit der Markgrafen
Johann Heinrich und Jost in Mähren folgend, welche viele Burgen vergrößerten und
eiuige ueu erbauten, betheiligte sich auch der reiche Adel Mährens vielfach an der
Errichtung neuer oder an der Umgestaltung uud Vergrößerung alter Burgen, sie in
Burgschlösser umwandelnd, so die Kravare, die Pernstein, Boskovitz, Lomnitz, Liechtenstein,
Cymb»rg, Lipa, Zierotiu ?c. Die stattliche Burg Boskovitz, gauz aus Quader» u»d
einheitlich erbaut, steht leider als Ruiue da, aber auch als solche imponirt sie durch ihre
Größe, einheitliche Gestaltnng uud reiche Ausstattung mit Erkern und schönen Fenstern.
Die Burg Buchlau hatte ehedem drei einzeln stehende viereckige Thürme, welche Mitte
oder Ende des XIII. Jahrhunderts in den großen Burgbau mit einbezogen wnrdeu; im
XIV. Jahrhundert wurde Buchlau wesentlich umgebant und erhielt im XV. Jahrhundert
durch Kuua von Kunsta(d)t (1470 bis 1490), einen Verwandten König Podebrads,
große Saalränme, welche Adam von Eymburg (1495) vollendete und mit Rippenwerk und
Schlußsteine» schmückte; die Frühreuaissauee fügte eine große einarmige, theils eingebaute,
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch