Seite - 334 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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In einer Zeit, wo die Fürsten des Landes, die Geistlichkeit und der hohe Adel sich
durch Erbannng zahlreicherKlöster uud Kirchen, durch Errichtung nenerBnrgfchlösser n. s. w.
vielfach bethätigten, blieben anch die Städte nicht zurück; sie giugeu au die Erbannng
nener, großer, prächtiger Gotteshäuser, stattlicher Nathhäuser, errichteten feste Stadt-
mauern uud schmückten deren Thore und Thürme mit Scnlptnren nnd Malereien. Aus
der Reihe der Stadthäuser wollen wir das Ra thhaus zu Olmütz Heransgreifen,
welches 1261 erbaut uud 1378 wesentlich vergrößert wurde; beide Bauperioden lassen
sich noch ganz genau verfolgen, obwohl sich im Äußern das Rathhans als ein stattliches
zweistöckiges Gebäude der Barockzeit präsentirt uud mir iu dem gothischen schmucken
Rathhauserker' der Südseite und der wappengeschmückten Freitreppe an der Westseite
das Mittelalter verräth. Einst abseits der Verkanssladen, heute im Rathhausgebäude
miteingebaut, stand das städtische Waghaus, ein schöner spätgothischer Ban. Der Nordwest-
tract birgt im ersten Stockwerk sogar noch den großen ehemaligen rippengewölbten
Gerichtssaal, welcher ans mindestens sieben Jocheu bestand.
Hatte die Periode der Luxemburger eine nicht unbedeutende Zahl hervorragender
Werke der Banknnst nnd dadurch iu Mähren eine lebhafte, höchst erfreuliche Kunst-
entwicklung ins Leben gerufen, so trat in der nächstfolgenden Zeit andauernden Haders der
religiösen nnd nationalen Parteien nicht nur ein völliger Stillstand des Knnstlebens ein,
sondern es wurden auch im Sturme der Husiteukriege Hunderte der größten, schönsten
und besten Bau- und Knnstdenkmale systematisch vernichtet und zerstört. Es sind dadurch
nicht nur zahllose Kunstschätze früherer Jahrhunderte verloren gegangen, sondern es
wurde auch die erreichte Kunstblüte unterbunden, nnd für ein Jahrhundert wurde jede
Kunstbethätigimg zur Unmöglichkeit.
Erst als seit 1444 der mährische Landesherr Georg Boczek von Podebrad-Kunstat
als Statthalter, dann (1458 bis 1571) als König von Böhmen wieder Ordnung nnd
Ruhe schuf uud damit Handel und Wohlstand wieder ins Land kamen, und mehr noch
unter seinen Nachfolgern Matthias Eorvinus vou Ungarn und Vladislav U. Jagello,
König von Böhmen uud Ungarn (1471 bis 151k) fand eine Nachblüte der Gothik statt,
welche gewöhnlich als die Vladislav'sche Kunstperiode bezeichnet wird.
Mehr als zwei Drittel der von den Hnsiten zerstörten Kirchen und Klöster wurden
nnn wieder aufgebaut, bestehende Kirchen vergrößert und viele Basiliken zu Hallenkirchen
umgebaut. Uni 1483 wurde die Olmützer Manrizkirche vollendet und auch die schöne
St. Jakobskirche in Brünn allmälig ihrer Vollendung zugeführt; 1470 war der Chor uoch
nicht vollendet, 1502 beginnt Meister P i lg ram von Brünn im nördlichen Seiteuschiff
' Der Erker bildet das Altarhaus der ehemaligen Hierouy muskapelle, welche 1444 errichtet noch mit einem schönen
Netzgewölbe und interessanten Fresken versehen ist und jetzt das städtische Museum enthält.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch