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daher tragen auch alle diese Baute» den Stempel ihres Ursprungs an sich und unter-
scheiden sich wesentlich von den Bauten Teutschlands respective der sogenannten deutschen
Renaissance. Zu den hervorragendsten Schloßbauten jener Zeit gehören, der
Zeitfolge nach geordnet: Mährisch-Kruniau 15t 3, Kanitz, Chropiu, Prerau, Teltsch,
Nossitz, ferner das alle Schlösser durch Schönheit seines Schloßhofes überstrahlende
Bucovitz, Racitz, das großartige Namiest, das herrliche Ullersdorf, Eyvanovitz, Ungarisch-
Ostra (1620) n. s. w. Der Hanptschmnck aller dieser, nunmehr regelmäßig mit großen
Etagehöhe», schönen Räumen und bequemen Stiegen ausgestatteten Schlösser liegt in
den prächtigen Schloßhöfen, welche mit schönen mehrstöckigen Arkaden umgeben waren.
Manche Schlösser zeigen auch noch im Innern die ehemalige Ausstattung, so Chropin
(Saal mit Holzdecke), Ullersdorf (Rittersaal). Alle diese Schlösser übertrifft aber au
Menge der Bauten nud vor Allem au noch erhaltener innerer Ansstattnng das Schloß
Teltsch, der ehemalige Sitz der Herren von Neuhaus. Zacharias von Nenhaus-Teltsch
hat in der Zeit von 1554 bis 1580 alle diese Bauten ausgeführt, darunter zwei groß-
artige Arkadenbanten, dann den goldenen, den blauen, den Marmor-Saal, die Waffen-
kammer, die Schatzkammer, die Georgskapelle, die Schloßkapelle zc.; alle Räume zeigen
noch die ursprüngliche Ausschmückung an hölzernen geschnitzten Decken oder reicher
Stnckarbeit. Aus späterer Zeit stammen die Ausstattung der fünf Prunkgemächer zu
Bucovitz, darunter des Kaiserzimmers mit den Büsten römischer Kaiser auf der einen und
dem Reiterbilde Karls V. im Kampfe mit den Türken auf der anderen Stirnseite, an der
Decke Diana mit ihren Rüden, Mars und Europa und sonstige Nebenfiguren, Alles stark
erhaben in Stuck gearbeitet und reich vergoldet; der ähnlich behandelte Kaiferfaal in Piruitz,
die grandiose sala terrena (jetzt Bibliothek) zu Namiest n. s. w.
Die uun folgende zweite Periode der Renaissance, die des frühen Barockstils,
die Zeit der Gegenreformation, beginnt eigentlich schon mit Ende des XVI.,
reicht bis znr Mitte des XVII. Jahrhunderts und tritt bei Kirchenbauten in einer
Zeit auf, wo bei Schloßbauteu die Renaissance fast noch ausschließlich herrscht, deuu
die sogenannte Gegenreformation beginnt schon unter Rudolf II., geht dann durch die
Regierungszeit Matthias' hindurch und reicht bis tief in die Zeit Ferdinands II. hinein.
Ihr Zweck ist, dem in Mähren fast allgemein verbreiteten Protestantismus entgegen-
zutreten und der katholischen Kirche wieder zur Herrschaft zu verhelfen; aus Italien und
Spanien werden daher neue religiöse Orden, darunter vornehmlich die Jesuiten eingeführt
und so die Gegenreformation angebahnt. Mit der Schlacht am Weißen Berge (1620)
wurde die Macht des Adels dauernd gebrochen; in Mähren zerstörte man seine festesten
Stützen, so Alttitschein, Cernahora, Helfenstein, Hochwald, Plnmenau, Stramberg ?c.;
von den alten Geschlechtern aber war ein Theil auf dem Schlachtfelde gefallen,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch