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ein Theil zur Nichtstätte geführt, viele flüchteten aus dem Lande, andere wurden landes-
verwiesen. Ein neuer Adel aus den Siegern und Anhängern von Kaiser und Reich trat
an Stelle des alten und wurde mit dessen Gütern betheilt. Die Gegenreformation hatte
vollständig gesiegt; unzählige Kirchen und Abteien wurden im Lande errichtet und gebaut,
wobei nnn den einflußreichen Jesuiten die leitende Rolle auch auf dem Gebiete der Kunst
zufiel. Sie ließen ihre Bauten durch aus Italien berufene Künstler ausführen und der von
diesen eingeführte Barockstil faßte schnell Wnrzel, denn auch eine Unzahl alter gothischer
Kirchen wurde in der neuen Art umgebaut, und zwar nicht nur der ueuen Form wegen,
sondern auch weil die Grundrißanlage der in Italien ausgebildeten Kirchenbauten eine
andere geworden war; so baute man jetzt z. B. gerne ein Langhaus, welches rechts und links
von Kapellen begleitet war. Bei Umbauten gothischer Kirchen wurden daher die Seiten-
schiffe durch Quermauern getheilt und auf diese Weise die Kapelleureihen gebildet oder aber
wurden die Mauern der Seitenschiffe bis an die äußere Grenze der Strebepfeiler hinaus-
versetzt und auf diese Art der Raum zwischen den Strebepfeilern für den Kapellenraum
gewonnen; Neubauten erhalten anfänglich noch ein Querschiff, doch bald fällt dieses meist
ganz weg; das höhere Mittelschiff wird mit einer Tonne überdeckt oder erhält eine Reihe
von Kreuzgewölben; die Kapellen werden mit solchen oder mit Flachkuppeln geschlossen.
Die nuu herrschende Bauweise wird nach jenen, welche sie eingeführt haben, der
Jesuitenstil genannt. Anfänglich sind alle Bauten sehr kahl und nüchtern, klösterlich-
einfach und nur eben die Bedürfnisse deckend, später werden sie immer größer und reicher.
Tie Fanden dieses Frühbarockstils, resp, der Kirchen der ersten Hälfte des XVII. Jahr-
hunderts sind meist schmale, hohe Bauten, welche noch das Verticalprineip der Gothik
zum Ausdruck bringen, weil sie meist durch Umbauten oder Wiederherstellungen gothischer
Kirchen entstanden sind und man sich daher deren Maßen, Verhältnissen und Formen
anpassen mußte.
Kirchenbauten dieser Zeit sind: die Jesuitenkirche in Brünn 1582, die Kirche zu
Fulnek 1558, die Frontalthürme zu Belehrad 1589, das ehemalige Presbyterinm des
Olmützer Doms 1616 bis 1619, die Wallfahrtskirche zu Wranan 1619, die spanische
Kapelle zu Neutitschein 1621, die ehemalige Lorettokapelle zn Nikolsbnrg 1623, die Kirche
in Obrovitz 1629, die Kirche auf dem Pöltenberge bei Znaim 1635, die Pfarrkirche zu
Mährisch-Kromau 1646 :c.; von Klosterbauten: das Jesuitenkloster Brünn 1582, das
Jesnitencollegium Kremsier 1620, Znaim 1623, Jglan 1623, das Piaristencollegium
zu Nikolsburg 1629, das Neureischer Couveutsgebäude 1631, der Klosterhos zu
Velehrad 1633, das Jesuitencollegium Olmütz 1641 n. f. w.
In der nun folgenden Zeit, von 1650 bis 1750, also nach dem dreißigjährigen
Kriege, nimmt der Barockstil in Mähren, wie in Österreich überhaupt, einen ungewöhnlichen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch