Seite - 374 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Bild der Seite - 374 -
Text der Seite - 374 -
374
und Töpferwaaren seit den älteste» Zeiten zur Anwendung gelangte, auch auf das Papier
übertrug. Fast alle Denkmäler dieser Art sind Kirchengesangbücher, welche von Schul-
meistern oder Bauern geschrieben uud bemalt wurden; das älteste und schönste unter
denselben ist ein Caneionale, welches vom Lehrer Martin Pomykal ans Vorsitz bei
Ungarisch-Brod in den Jahren 1727 bis 1733 angefertigt wnrde und derzeit in der
Sammlung des slavischen Musealvereines in Olmütz aufbewahrt ist.
Neben den Miniaturen entwickelte sich in Mähren schon verhältnißmäßig früh die
monumentale Malerei . Urkundlich wurde sie bereits im XI. Jahrhundert m einigen
Klöstern betrieben; im nächsten Säculum erscheint sie auch in Böhmen und Mähren. Die
mährische Markgrafschaft besitzt aus diesem Zeitraume nur ein einziges, aber wichtiges
Werk dieser Art. Es ist dies die Wandmalerei in der Hauskapelle der alten Markgrafen-
burg in Znaim, im sogenannten Heidentempel.
Das ganze Innere des Heidcntempels ist mit Malereien bedeckt, welche im Laufe
der Zeit arg beschädigt, vor kurzem aber zum Theil von dem Wiener Maler Theophil
Melichar wieder hergestellt wurden. Im Altarraume ist der Erlöser in der Mandorla
dargestellt. Unterhalb stehen die Apostel, bei denen zwei Engel knieen. Neben dem
Triumphbogen sind der Znaimer Herzog Luitpold und dessen Gemalin Jtha, eine
Schwester Leopold des Heiligen, als Donatoren einander gegenüber gestellt. Den obersten
Theil des Knppelranmes nimmt die Darstellung der vier Evangelisten ein, zwischen welchen
sich vier Seraphime mit sechs Flügeln grnppiren, wie sie früher in der Sophienkirche zu
Constantinopel zu sehen waren. Unterhalb dieser Darstellung ziehen sich drei Bilderreihen
hin, vou denen uns die oberen alle Premhsliden bis Bretislav II. vor Augen führen.
Da Herzog Luitpold dem zweiten Bretislav im Jahre 1101 folgte nnd im
Triumphbogen auf einem Bande die Zahl 1106 angebracht ist, so erscheint es als
unzweifelhaft, daß die Malerei aus dieser Zeit stammt. Dafür sprechen auch die Manier
der Zeichnung, die übermäßig langen Hände und Füße, das Fehlen jeder Modellirnng,
die langen, oben engen, unten faltenreichen Gewänder und die hohen, schmalen, oben
abgerundeten, uuten spitz zulaufenden Schilde.
In der gothischen Zeit wurde die Freskomalerei in Mähren vielfach betrieben.
Olmütz scheint ein Hauptsitz dieser Kuustthätigkeit gewesen zu sein. Leider ist von Werken
dieser Technik wenig erhalten, da das Meiste den Einflüssen der Zeit und der Über-
tünchnngssncht späterer Jahrhunderte zum Opfer fiel.
Zu den ältesten gothischen Wandmalereien gehört das aus dem Anfang des
XIV. Jahrhunderts stammeude, bis auf wenige Spuren verschwundene Freskogemälde
der Pohrlitzer Kirche, welches den Tod der Mntter Gottes zum Gegenstand hat. Hoch-
interessante Fresken aus dem XV. Jahrhundert befinden sich in der St. Hieronymuskapelle
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch