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des alten Rathhanses zu Olmütz, die theils an die Auffassung der Zeit vor van Eyck
mahnen, theils flandrische Einflüsse erkennen lassen. Am besten erhalten sind die
Darstellung des jüngsten Gerichtes und zwei in kräftigem Colorit prangende lebensgroße
Johannesbilder. Ungefähr derselben Zeit gehören die Malereien in der Holzkirche zu
Seitendorf bei Neutitscheiu an. Merkwürdige alte Wandmalereien birgt der Krenzgang
der gothischen Domkirche zu Olmütz. Sie stellen das jüngste Gericht, die Verkündigung
und Scenen aus dem Leben und Leiden Christi dar und dürften unter dem Einflüsse
der schwäbischen Schule am Eude des XV. Jahrhunderts entstanden sein. Das Datum
1500 trügt ein gut erhaltenes Fresko im rechten Seitenschiff der kleinen Dominicaner-
kirche mit der Anbetung Mariä und Scenen aus der Pafsiou. Alle erhaltenen Fresken
liefern den Nachweis, daß es in Mähren an einer selbständigen Schule fehlte uud
infolge mehrseitiger fremder Einflüsse eine Verschmelznng verschiedener Kunstrichtnngen
stattfand.
Die Waudmalerei, welche iu Mähren noch zu Anfang des XVI. Jahrhunderts
blühte, gerieth später durch Krieg und religiöse Wirren in einen Verfall, der bis gegen
das Ende des XVII. Jahrhunderts andauerte. In dieser uusruchtbareu Epoche entstanden
zwei in ihrer Art in Mähren seltene Darstellungen, merkwürdige Sgrasf i tomalere ien
in Trebitsch uud ein interessanter Todtentanz in der ehemaligen Karthause zu
Köuigsseld bei Brüuu. Erstere fielen leider einem Umbau zum Opfer. Sie wäre» uoch
vor wenige» Jahren auf dem sogenannten schwarzen Hause zu sehen, das Katharina Gräfin
von Waldstein, Gemalin des älteren Karl von Zierotin, im Jahre 1619 erbauen und
im Jahre 1637 an der Frontseite malerisch ausschmücken ließ. In rnndbogigen Nischen
des zweiten Geschoßes waren sechs allegorische weibliche Figuren dargestellt, während
sich oberhalb der Feilster des ersten Geschoßes eine bnnte Jagdscene hinzog. Sämmtliche
Mauerradirungen waren in weißem Tone gehalten und auf duukelbrauuem Grunde auf-
getragen. Aus derselben Periode rührt auch die Darstellung des Todtentanzes her,
die im Sticgeuhause der Königsfelder Cadcttenfchnlc unter der Kalktünche aufgefunden
wurde. Die Scenerie zeigt vier Mönche, die sich zum Sterben vorbereiten. Neben dieser
Darstellung des Todes, die offenbar einen Mönch zum Urheber hat, ist uns in Mähren
nichts Ähnliches vollständig erhalten; wohl aber können wir wenigstens noch Spure»
eines Todtciltanzes »eben den« Portal des ehcmaligen Kreuzganges der Kirche in Saar,
wo sich seinerzeit alte Freskomalereien befanden, ziemlich deutlich wahruehmeu.
In dem glänzenden Knnstleben, welches in den Tagen Leopolds I., Josefs I-
und Karls VI. erwachte, behauptete bekanntlich das Fresko die Herrschaft. Tüchtige
Künstler, zumeist Österreicher, folgten dem Carpofero Teneala, darunter als bedeutendster
Daniel Gran, welcher wieder auf die classischen Vorbilder zurückwies und in seinen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch