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Beginn des XII. Jahrhunderts stand die Stickerei in Böhmen wie in Mähren in hoher
Blüte. Die Jnventare der Olmützer Peterskirche vor 1131 berichten uns von Pracht-
gewändern mit Goldstickereien und der Brüuner Domschatz besitzt heute noch eine gestickte
romanische Bursa mit der Darstellung Christi am Kreuze; 1202 werden Altartücher mit
Gold- und vornehmer Stickerei genannt. Neben einheimischen Arbeiten waren aber auch
importirte Stickereien aus Byzanz, gewebte Stoffe sarazenischen Ursprungs in Verwendung.
Im Kloster Saar wird in jener frühen Zeit einer Stickerin Leukart gedacht und ihr
großes Geschick in der Herstellung von Stolen und Mauipeln gerühmt. Seltene Perlen
kirchlicher Paramentik haben sich im Brünner Domschatz aus dem XV. Jahrhundert
erhalten, darunter insbesondere eine aus dem Jahre 1487 stammende Casel mit siguraler
Reliefstickerei, Christus am Kreuze und dem Wappen der Dnb und Zastrzizl. Aber nicht
nur die Kirche, auch das Bürgerthum entfaltete im späten Mittelalter in der Tracht eine
ganz ungewöhnliche Prunksucht. Die Jnventare des XVI. Jahrhunderts zeigen großen
Verbrauch an Stoffen und kann es keinem Zweifel unterliegen, daß von diesen Kunst-
webereien wenigstens eiu Theil auch iu Mähren entstand; denn in dem Nachlaß des
1661 verstorbenen Mährisch-Trübauer Webers Hans Danma wird ausdrücklich eine
Reihe von Formen für sein Handwerk erwähnt, welche schließen lassen, daß er sigurirte
und ornamentirte Gewebe hergestellt haben muß.
Der Gebrauch von gemalten Ledertapetenist durch mehrere Beispiele belegt, über
ihre Erzeugung in Mähren aber bisher nichts bekannt geworden; mehrfach sind erhaltene
Namen von Cordovauern erwiesen. Gelegenheit, das Leder sonst künstlerisch zu verarbeiten
und zu verwenden, bot hauptsächlich die Buchbinderei. Aus der romanischen Periode
haben sich keine Originale erhalten. Erst aus der gothischen und spätgothischen Periode
stammen Einbände mit Lederschnitt und ornamentalen Metallbeschlägen, insbesondere ist
ein Graduale der Pfarrkirche St. Jakob in Brünn aus dem Jahre 1494 anzuführen.
Die Prachtexemplare der Renaissance sind oft in Sammt gebunden uud mit reichem
zierlichem Silberbeschlag versehen. Viel häufiger aber sind Einbände in Schweins- uud
braunem Leder mit Blind- und Goldpressung, mit den Wappen uud Namenzügen der
Eigenthümer und Jahreszahl. Ausgezeichnete Buchbinder besaßen die mährischen Brüder;
um 1605 lebte in Bnkovee als Buchbinder Bruder Daniel Skop und ein zweiter gleich
berühmter iu Prerau; dem letzteren schickte Karl Graf Zerotin mehrere Bücher mit der
Weisung, sie in zweifaches Saffianleder zu binden und auf beiden Seiten das Wappen
seines Geschlechtes und uebstbei die Buchstaben L ? Z (Dokunka 2 ^erotina) und ^ A
(^nna 2 Aerotina) einzupressen, was einen willkommenen Behelf zur Bestimmung
der Zerotin'schen Einbände bildet. Mehrere haben sich in der Karl Graf Herotin'schen
Bibliothek zu Breslau erhalten. Im XVIII. Jahrhundert überwog die Goldpressung,
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch