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Majolika-Meister noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts zu einer eigenen Krügel-
macherzunft vereinigt waren.
Die fabriksmäßige Erzeugung der F ayenc e, die in Österreich überhaupt erst 1743
mit der Gründung der kaiserlichen Fayencefabrik in Holitsch in Ungarn, hart au der
mährischen Grenze anhebt, beginnt in Mähren 1783 mit der Gründung der fürstlich
Dietrichstein'scheu Fayencefabrik iu Mährisch-Weißkircheu, welche bis 1803 im Betriebe
stand und deren bemalte Erzeugnisse vielfach an Holitscher Vorbilder mahnen, sich von
ihnen aber dnrch eine geringere Reinheit, Weiße und schwächeren Glanz der Glasur
unterscheiden. Die Verwandtschaft zwischen den Erzeugnissen dieser beiden Fabriken ist
keine zufällige, sondern erklärt sich aus den thatsächlichen Beziehungen, welche zwischen
ihnen bestanden haben. Um 1790 ward sodann die Graf Monte l'Abbate'sche Steingut-
fabrik in Bystritz am Hosteiu ins Leben gerufen, die in finanzieller Beziehung besser
prosperirte als die Weißkirchener, anfangs des XIX. Jahrhunderts aber außer Betrieb
gesetzt wurde; ihre Fabrikate mit gelblicher Glasur bestanden in Geschirrgattungen mit
plastischem und durchbrochenem Decor und tragen das Stilgepräge der Periode
Ludwigs XVI. und des Empire. Auch zwischen dieser Fabrik und jener in Holitsch
bestanden Beziehungen. Maler und Modellirer aus der Fabrik Holitsch waren in
Bystritz thätig. 1799 wurde der Grund zu der später zur Berühmtheit gelangten
Steingut- und Wedgwoodgeschirr-Fabrik in Frain gelegt, welche bis 1882 iu Betrieb
stand. Unter den technischen Leitern ragen Ferdinand Hüpinann und insbesondere
Franz Dürnbeck hervor; der erstere allem Anschein nach identisch mit dem Dreher und
Brenner gleichen Namens, welchen wir 1786 in Holitsch und 1791 in Bystritz thätig
finden. Eine Fabrikationsstätte gleicher Art gründete 1823 der vorher in der Frainer
Fabrik thätig gewesene Michael Raufer in Kravsko bei Znaim, welche bis heute
besteht und guten Rnf genießt. Zu Anfang dieses Jahrhunderts entstanden auch
Fabriken in Reynochovitz und Nesselsdorf. Ein besonders reger Betrieb seit dem
Beginn der kunstgewerblichen Reform ist für die Stadt Znaim zu verzeichnen, in welcher
eine ausgedehnte Thonindustrie weit zurückreicht; 1579 sind Artikel der Zuaimer Töpfer
nachgewiesen; in unserer Zeit waren es besonders die Firmen Franz Slowak (von diesem
stammt die abgebildete Schüssel) und Alois Klammerlh, welche sich hervorragend
bethätigten. Überdies ist die Stadt heute Sitz einer k. k. Fachschule für Thonindustrie
uud mehrerer bedeutender Etablissements wie R. Ditmar, Lauer, Steidl u. a,, die in
Form und Decor ihrer Waaren größte Mannigfaltigkeit und Geschmack bekunden.
Außerhalb Zuaims ist insbesondere die Fabrik des Dr. Arnold Schütz in Olomncan bei
Blansko zu ueuueu (gegründet 1849 von Selb, seit 1852 Schütz). Mit Steingut- und
Ehamottewaaren ist die Firma Kallab in Schattan anzuführen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch