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und Medailleur Valentin Maler, ein Schwiegersohn des berühmten Nürnberger Gold-
schmiedes Wenzel Jamnitzer. Die Nennung dieses letzten Namens veranlaßt uus hier
auch zu der Bemerkung, daß die früher nur muthmaßlich ausgesprochene Annahme, die
Familie der Jamnitzer stamme aus Mähren, insoferne aus dem Stadium der bloßen
Vermuthung herausgetreten ist, als sich inzwischen für Mähren sechs Träger des Namens
Jamnitzer feststellen ließen, welche sich anf den Zeitranm von 1300 bis in den Anfang
des XVII. Jahrhunderts vertheilen. Sodann wäre für das XVI. Jahrhundert wieder
zuerst Olmütz zu nennen, dessen Goldschmiede laut Nachrichten über eines der
bedeutendsten Denkmale, das leider 1810 in die Schmelze wanderte, weit und breit
bedeutenden Ruf genossen. Glücklicherweise ist uns dasselbe wenigstens in einer Ab-
bildung erhalten geblieben; es ist der silberne Sarg des heiligen Markgrafen Leopold
in Klosterneuburg, dessen Herstellung im Jahre 1549 von Kaiser Ferdinand dem Olmützer
Goldschmied Martin Baumgartner übertragen wurde. Für die Ausführung waren
vier Jahre festgesetzt; da aber Baumgartner innerhalb dieser Frist starb, wurde die
Vollendung des Begonueueu wieder einem Olmützer Goldschmied, dem Christian Miller
(Müllner) anvertraut, welcher es 1553 auch zu Ende führte. 1567 erhielten die Brünner
Goldschmiede ihre Artikel vom Rathe der Stadt. Hervorragende Arbeiten profaner
Bestimmung aus den Werkstätten Brünner Goldschmiede waren jene silbernen nnd
vergoldeten Armstühle in Form von Thronsesseln und ein silberner Tisch in reichem
Renaissancestil mit getriebenem, gravirtem und emaillirtem Decor, welche Zacharias
von Neuhaus, Herr auf Teltsch und Polna, aus dem Erträgniß seiner Silberbergwerke
1577 gestiftet und dem Schlosse Teltsch als bleibenden Schatz zugedacht hatte; von dem
Tisch sagt der Stifter in seinen Aufzeichnungen selbst mit Bestimmtheit aus, daß er in
Brünn gefertigt wurde; erhalten hat sich von diesen Goldschmiedewerken aber nichts. 1632
schon ist in den Urkunden nnrmehr von einem der silbernen Stühle die Rede; zu Anfang
dieses Jahrhunderts nahmen aber auch dieser und der Tisch ihren Weg in die Schmelze;
in jüngster Zeit ist es gelungen, eine Abbildung (Skizze) eines solchen Stnhls anszusinden.
Ein großer Theil des Bedarfs an Gold und Silber für Kirche und Haus wurde in jener
Periode sicher aus den damaligen Centren deutscher Goldschmiedekunst, aus Nürnberg nnd
Augsburg bezogen, welche Städte umgekehrt auch manchen mährischen Goldschmied
angezogen haben werden, sein Handwerk dort auszuüben. Ein solches Beispiel aus dem
Ende des XVII. Jahrhunderts bietet der Goldschmied Johann Zeckel aus Voykovitz bei
Auspitz in Mähren gebürtig, der sich 1691 in Augsburg ansäßig machte und 1728 dort
starb. Mähren besitzt von ihm zwei bekannt gewordene Arbeiten, einen Kelch mit reichster
Silberfiligranirnng im Benediktinerstifte Raigern und eine Meßkännchentaffe mit gravirteu
Wappen und getriebener Arbeit im Brünner Domschatz ans dem Jahre 1705, aussein
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch