Seite - 407 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Bild der Seite - 407 -
Text der Seite - 407 -
407
Edelkastanien, im Westen aber, zu Schloß Jamnitz, das etwa die gleiche Seehöhe besitzt,
schloß Grillparzer seine die Tropenflora des Warmhauses preisenden Verse mit dem
Ausrufe:
„Regen läßt auf Glas sich hören,
Scharfer Wind fallt schneidend ein;
Ein Gewächshaus war mein Hain
Und mein Indien liegt in Mähren."
Die Neuzeit hat unter dem Einfluß der Wandlungen in derProdnc t ion seit
den letzten fünfzig Jahren auch die landschaftlich-malerische Erscheinung Mährens in
Farbe und Form gewaltig umgestaltet. War vormals ein Theil Mährens von Dämme«
und Teichen durchsetzt, zog sich in den Niederungen ein schier endloser, von Rossen und
Rindern belebter Streifen von Hutweiden hin, grasten auf den Brachäckern feinwollige
Merinoheerden, leuchteten in der Flur die goldigen Bänder der Rapsfelder, die himmel-
blauen Beete der Leinsaat: so treten nun dem Beschauer ebenda gleich und klar gearbeitete
Ackerbeete, ein Netz geradliniger Getreidezeilen und schnurgerade gedrillter Zuckerrüben-
breiten, das kalkige Weiß der Viehstallungen, andere Racen, neue Geräthe entgegen.
Die Jahrhunderte lang geübte reine Dreiselderwirthschast hat fast allerorten
Verbesserung erfahren und vielfach auch im bäuerlichen Betriebe dem Fruchtwechsel
Platz gemacht. Bedingt ja doch die Ausnahme der Stallfütterung vermehrten Futter-
feldbau. Und wenn auch ab und zu die Feldgras- und die Weidewirthschaft angetroffen
wird, so hat sich anderseits mancher Betrieb bis zur Form der „freien Wirthschaft"
erhoben. Meliorationen aller Art, Reinhaltung der Äcker von Unkraut, moderne Geräthe
für Saat, Pflege und Ernte der Feldgewächse, rationellere Ausnützung der Dung- und
Futterstoffe und vieles Audere charakterisiren heutzutage den landwirtschaftlichen Groß-
nnd Kleinbetrieb Mährens.
Der Fortschritt hat aber nicht nur die laudwirthschastliche Technik den Bedürfnissen
der Neuzeit angepaßt, sondern auch die Betriebsformen uud die Besitzverhältnisse selbst
umgestaltet. Die agrarische Reformbewegung hat seit dem Jahre 1848 durch Aufhebung
des Unterthänigkeitsverbandes und Entlastung des bäuerlichen Besitzes uud schließlich
durch das Gesetz über die Freitheilbarkeit die kleinen Grundbesitzer zu freien Eigen-
thümern gemacht, die Großgrundbesitzer veranlaßt, ihre geistigen und materiellen Kräfte
fortschrittlich zu verwerthen, und einen gediegenen Pächterstand geschaffen, eine Dreiheit,
welche in ihrer wechselseitigen Wirksamkeit Mähren zu einem der „führenden" Länder
auf dem Gebiete der Landwirthschaft gemacht hat.
Der Großgrundbesitz Mährens nimmt auch heute noch eine besondere Stellung
ein, sowohl durch den Umfang uud die Bewirthfchaftuug der Güter, als auch vermöge
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch