Seite - 434 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Zur Heranbildung eines fachlich befähigten Forstpersonales hat der mährische
Großgrundbesitz, seinen eigenen Vortheil hierin erkennend, bereits in den ersten Jahrzehnten
dieses Jahrhunderts eine Forstschule in Dacitz unterhalten und nach Auflassung derselben
abermals im Jahre 1852 aus eigenen Mitteln eine Forstlehranstalt vom Range einer
fachlichen Mittelschule (ursprünglich in Mährisch-Aussee, jetzt in Eulenberg) gegründet,
die fortbesteht, gegenwärtig in eine höhere forstliche Lehranstalt organisirt, und nach
Mährisch-Weißkirchen verlegt wird, und aus welcher jährlich 22 junge Forstleute in den
praktischen Beruf treten und zumeist im Lande, aber auch in anderen Gebieten der
Monarchie ihr Unterkommen finden.
Die Formen des Betriebes haben nach Maßgabe der Entwicklung der
allgemeinen Verhältnisse, insbesondere der Commuuicationsverhältnisse, mehrfache
Wandlungen erfahren. An jene Zeiten der Plänterwirthschast, die bei Waldüberfluß und
Mangel an Absatz herrschte und die Forstwirthschaft zur Dienerin der Landwirthschaft
werden ließ, hat der mährische Großgrundbesitzer sowie sein Forstwirth schon lange
vergessen. Heute herrscht in den Forsten Mährens der Kahlschlagbetrieb, der trotz seiner
nicht zu verkennenden Nachtheile doch den Hauptvortheil hoher Rentabilität durch
Nutzbarmachung des Stock- und Wurzelholzes und der Verbindung des landwirth-
fchaftlichen Zwischenfruchtbaues mit der Forstwirthschaft gewährt und neben ansehnlicher
Ertragserhöhung vornehmlich den Zweck hat, die nachfolgende künstliche Forstcultur, sei
es nun die Saat oder die Pflanzung, in ihrem sichereren Anwachsen zu befördern. Derselbe
hat aber auch eine eminent volkswirlhschastliche Bedeutung, indem er in jenen Landes-
theilen, wo er vornehmlich in Anwendung steht, in den Augebieten der Flüsse und in den
Kieferngebieten des südlichen Mährens, der ärmsten Bevölkerung die leichtere Beschaffung
unentbehrlicher landwirthschastlicher Produkte ermöglicht.
Die forstliche Bedeutung des Kahlschlagbetriebes tritt erst dann klar hervor, wenn
erwogen wird, daß von dem Gesammtslächenstande der Großgrundbesitzforste — von
rnnd 480.000 Hektar — 80 Procent, also etwa 384.000 Hektar und hiervon zwei Drittel
im hundertjährigen, eiu Drittel im achtzigjährigen Umtriebsalter bewirthschaftet werden,
demnach die Jahresschläge sich im Lande auf eine Fläche von etwa 3760 Hektar als
Kahlschläge erstrecken. Da diese Betriebsart dem Forstwirth die freie Wahl der nach-
zuziehenden Holzart gibt, so ermöglicht sie die Ausgestaltung eines großartig angelegten
künstlichen Forstculturbetriebes. In der nicht überall richtig verstandenen Anwendung,
den früher üblichen breiten nnd unmittelbar aneinandergereihten Schlägen, sind jene
von der Natur geschaffenen Mischformen zum Opfer gefallen und die Zusammensetzung
der jüngeren, künstlich nachgezogenen Bestände hat, zumal iu dem Gebiete der Kiefer
und Eiche, einen gleichartigen Charakter. Die allgeinein gewordene Vorliebe für die im
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch