Seite - 448 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Bergbau und Hüttenwesen.
Des Häuerfäustels hellen Klang hören wir durch alle Jahrhunderte erschallen, so
weit uns Mährens Geschichte bekannt ist; in Nord und Süd, Ost und West, war der
Bergmann bei seinem mühevollen, gefährlichen und dabei so abwechslungsreichen Berufe
zu siudeu und trug sein Redlichstes dazu bei, das Ansehen seines Standes und den Ruhm
seines Landes zu mehren. Ist doch im äußersten Westens Mährens, in der alten Bergstadt
Jglan die Wiege unseres Bergrechtes zu suchen, zu welcher Berufsgeuossen ans aller
Herren Ländern pilgerten, daselbst Recht zu erfragen und ihre Rechte dem Jglaner
anzupassen. Heute freilich sind der einst so ansehnliche Bergbau um Jglau, welcher im
XVI. Jahrhundert noch fast hundert Grubenbetriebe aufzuweisen hatte, sowie nahezu alle
übrigeu Baue, in denen Edelmetalle unter zahllosen Mühen, Gefahren und Enttäuschungen
gesucht wurden, verschwunden und nur Piugeu, Halden und Stollen sind als die letzten
sichtbaren Zeichen ihres ehemaligen Bestandes verblieben. Alle Versuche, die alten Edel-
metallbergbaue Mährens, wie die in Tisnovitz, Fnlnek, am Hostein, Goldenstein,
Altstadt, Hangenstein, Braunseifen, Friedrichsdorf, Jamnitz, Groß-Wisternitz, Johnsdorf,
Pohor n. f. w. wieder zu beleben, schlugen trotz der großen Entwicklung der montanistischen
Technik fehl; man wendet sich heute lockenderen Unternehmungen zu, welche rascheren,
leichteren und sichereren Gewinn versprechen, als der von tausend Zufällen abhängige
Edelmetallbergbau. Ein einziger Blei-Silber-Bergbau und zwar der ältesten einer, in den
Gemeinden Altendorf und Bernhau bei Bautsch, einem schon im XII. Jahrhundert von
Bergleuten gegründeten Städtchen Mährens, steht heute noch im Betriebe nnd wird vor-
aussichtlich auch erhalten bleiben. Friedlich bauen in Mendorf in dem gleichen Gehänge
am liukeu Ufer der Oder die Schieferbergleute den blauschwarzen Dachschiefer, mitten
unter ihnen die Erzberglente die den Granwackenschiefer durchsetzenden Bleiglanzgänge ab.
Die in Altendorf und Bernhau erhaueueu Erze werden in einer mit Maschinen neuester
Coustruetiou versehenen Aufbereitungsanstalt feparirt und sortirt und gelangen sodann
in deutschen Hütten zur Einlösung. In diesem Bergbaue betrug die Productiou au Erzen
im Jahre 1891 circa 700 Metercentner im Werthe von 7000 Gulden bei einem Arbeiter-
stande von 80 Mann. Auf Edelmetall sind in Mähren 72 Hektar Grubenfelder verliehen;
davon sind jedoch nur acht Grubenmaßen im Betriebe. Ganz unabhängig vom Berg-
baubetriebe werden endlich in Mähren noch Edelmetalle in ganz bedeutenden Mengen in
Witkovitz bei der Extraction der Kiesabbrände gewonnen.
Ähnlich wie den Edelmetallbergbauen erging es auch vielfach den uralten Eisenstein-
bergbauen des Landes, doch sind die Ursachen des Niederganges in anderen Umständen
zu suchen als jenen, welche dem Gold- und Silberbergbau verderblich geworden sind.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch