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Während letztere theils durch kriegerische Zeitläufe, theils infolge der unentwickelten
Technik bei Wasser- nnd Wetternöthen, theils aus Capitalmangel zum Erliegen kamen,
machten dem Eisensteinbergbaue die entwickelten Verkehrsmittel und das Aufblühen des
Kohlenbergbaues die Existenz schwierig. Der Eisenhüttenmann setzte sich in früherer Zeit
gerne dort fest, wo er reichlichen vegetabilischen Brennstoff und Wasserkräfte zur Verfügung
hatte; dabei achtete er weniger auf besonders reiche und ausgedehnte Erzlagerstätten nnd
war zufrieden, wenn die Erze nur rein und leicht zu verschmelzen waren. Solche relativ
arme, aber sehr reine Lagerstätten gibt es nun in Mähren sehr viele; kein Wunder, daß
sich da die Hochöfner einfanden, sich in den schönsten Gegenden ansiedelten uud dem
Gutsbesitzer halfen, sein Holz, für das er anderweitig nicht genug lohnende Verwendung
fand, los zu werden. Mit der Werthsteigerung und Abnahme der Holzvorräthe, sowie dem
Emporblühen der Hütten, welche mineralische Brennstoffe benützten, mußten die alten
Hütten und mit ihnen die Eisensteinbergbaue in ihrem Bestände erschüttert werden, da die
Erze derselben einen weiten Transport in andere günstiger gelegene Hütten nicht vertrugen.
Bei der Entwicklung der Verkehrsmittel traten die reichen Erze der Alpenländer, sogar
die des Auslandes, siegreich in den Eoncnrrenzkampf mit unseren armen mährischen
Erzen ein und verlegten deren Absatzquellen. Ein Bergbau nach dem anderen wurde
gefristet oder heimgesagt; während in der Mitte der Siebziger-Jahre noch 22 Unter-
nehmungen, von denen zwölf im Betriebe standen, existirten, war die Zahl derselben im
Jahre 1891 bereits auf 17 gesunken, von welchen aber nur fünf betrieben wurden. Die
gesainmte auf Eisenerze verliehene Fläche beträgt gegenwärtig 2768 Hektar.
Der älteste der heute noch bestehenden Eisenerzbergbaue mag wohl der des Fürsten
Salm-Reifferscheid in Rubitz und Olomuean in der Nähe von Blansko sein. Derselbe
liegt im sogenannten mittelmährischen Eisensteinrevier; seine Anfänge mögen, dem
patronymischen Ortsnamen Ruditz (Rudice, von rucla — Erz) nach zu schließen, sehr weit
zurückreichen. Er ist aber auch noch bis heute ein altväterlicher Bergbau geblieben, keine
rauchenden Schlote sind zu sehen, keine geräuschvollen Maschinen, kein Pusten des
Dampfes ist zu hören, tiefe Stille herrscht auch heute noch auf dem Bergbauterrain um
Ruditz, nur selten unterbrochen durch die die Halden herabkollernden Erzstusen und durch
den Klang des Schlägels eines die Stufen von dem tauben Begleiter reinigenden Berg-
manns. Primitive Kauen auf Halden der unterschiedlichsten Färbungen bedecken das Feld
und geben der Landschaft einen traurigen Anstrich. Hier und da tritt aus einer der Kauen
ein Arbeiter heraus und stürzt die Erze vom Karren; unauffällig, wie er gekommen,
verschwindet er wieder. Und trotzdem herrscht hier, allerdings dem Blick des Beobachters
entzogen, ein recht reges Leben, das sich unter Tags abspielt. In Tiefen bis zu 100 Meter
und darüber suchen die braven Bergleute unverdrossen nach den in Mulden des devonischen
Mähren. 29
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch