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sie sich trotzdem, wo sie ihr im Concurrenzkampfe begegnet, zurückziehen, denn ihr Heiz-
werth ist geringer, ihr Aschengehalt groß und ihre Empfindlichkeit gegen den Transport
sogar sehr groß. Ans Tageslicht gebracht, verliert sie jeden Halt und der in der Grube
schier unbezwingliche Block von Pfostenkohle verwandelt sich infolge der Berührung mit der
Luft zu cuboidischeu Brocken. Im Hause ist sie wegen starker Gasentwicklung unangenehm.
Die Lignitkohle Südmährens wird daher als Hausbrand fast nur in den Städten und
Ortschaften der Umgebung der Bergbaue verwendet. Sehr wichtig dagegen ist das Lignit-
vorkommen für die Industrie Südmährens. Glashütten, Zuckerfabriken, Brauhäuser,
Mühlen und andere industrielle Unternehmungen haben sich auf Grund der billigen Kohle
angesiedelt und geben einem ganz bedeutenden Theile der südmährischen slovakischen
Bevölkerung Arbeit und Verdienst.
Das südmährische Braunkohlenvorkommen, der Tertiärperiode ungehörig, befindet
sich in einem Raume, welcher durch die Verbindungslinien der Orte Nendorf, Bilovitz,
Tfcheitfch, Gaya, Keltschan, Temnitz, Rohatee, Göding, Neudorf begrenzt wird. Das
Lignitflötz innerhalb dieses Raumes liegt unter Tegel- und Sandschichten in Teufen bis
zu 100 Meter und darüber in Separatmulden eingebettet, hat eine durchschnittliche
Mächtigkeit von 2 5 Meter und ist zusammengesetzt aus blätteriger Kohle, Pfostenkohle,
bestehend aus flachgedrückten Holzstämmen, Wurzelstockkohle und endlich massiger,
ziemlich verunreinigter Kohle. Die Psosten der darnach benannten Kohle sind so gnt
erhalten, daß man bei entsprechender Behandlung derselben unschwer Möbel daraus
schnitzen könnte.
Mit Ende des Jahres 1891 bestanden zwölf Unternehmungen für Braunkohlen-
förderung, von denen jedoch nur acht im Betriebe waren. Zur Förderung dienen drei
Maschinschachte, ein Förderstollen und einige Haspelschachte. Die Anzahl der in den Berg-
bauen in Gaya, Keltschan, Dubnian, Hovoran, Tscheitsch und Luschitz beschäftigten Arbeiter
betrug Ende 1891 500. Dieselben sind durchaus Slovakeu aus der nächsten Umgebung
der Bergbaue, gutmüthige, willige und sparsame Leute, die sobald als möglich in den
Besitz eines Häuschens mit einem Stückchen Feld zu gelangen suchen. Haben sie dies Ziel
erreicht, so verstehen sie die Obliegenheiten des Landmannes sehr gut mit den Verpflich-
tungen, die sie dem Bergbaue gegenüber eingegangen sind, zu vereinigen.
Die Menge der von allen Bergbauen Südmährens erzeugten Kohlen belief sich im
Jahre 1891 auf 1,120.000 Meterceutuer. Von Schlag- und Brandwettern sind zwar
die Lignitgruben verschont geblieben; dafür belästigen aber Wasser und insbesondere der
Schwimmsand die Bergleute oft in unerträglicher Weise. Der letztere zwingt sogar zeit-
weilig zur vollständigen Einstellung des Betriebes, da selbst jahrelange Arbeit oft seine
Kraft nicht zu brechen vermag. Infolge der in bedeutenderem Maße zu bewältigenden
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch