Seite - 458 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Jahrhunderts begann, die Holzkohlen durch Steinkohlen und Steinkohlencoakes zu ersetzen,
an die Stelle der Wasserkraft die Dampfkraft zu setzen und durch den Bau der Eisenbahnen
die Möglichkeit schuf, die Erze selbst aus größere« Entfernungen herbeizuschaffen, wanderte
der Hüttenmann an jene Orte, wo der mineralische Brennstoff in guter Qualität und
ausreichender Menge vorhanden war. Es entstanden in Mähren die Hütteuunternehmnng
Segen-Gottes und die in Vitkovitz, welch letztere als die größte und bemerkens-
wertheste in Österreich bezeichnet werden muß. Allein nicht nur die Existenzbedingungen
der Hütten haben sich in unserem Jahrhundert geändert, selbst der Hüttenbetrieb war im
Laufe der letzten Jahrzehnte ein total anderer geworden. In früheren Zeiten schloß sich
an die Hütte, wo das Holzkohlenroheisen in beschränkter Menge erblaseu wurde, der
Eisenhammer an, in welchem mittelst des Herdfrischprocesses Schmiedeeisen und Stahl
erzeugt wurden. Die Art dieses Processes schloß eine Massenproduktion, wie wir sie heute
kennen, aus und war, wie schon erwähnt, an viel Holzkohle und Wasserkraft gebunden.
Es war somit nicht nur die Zahl der Unternehmungen eine beschränkte, sondern auch die
Produktion eine so geringe, daß sie oft der Nachfrage nicht genügen konnte. Die Preise
des Metalls, beziehungsweise seiner Fabrikate waren daher so hohe, daß diese Unter-
nehmungen reichlichen Gewinn abwarfen nnd in Gegenden, welche sonst, abgeschlossen vom
Verkehr, keine Gelegenheit zn einem anderweitigen Verdienst boten, den Bewohnern aus-
reichende und gutbezahlte Arbeit gaben. Diese Verhältnisse änderten sich zu Ungunsten
der alten Werke, als man anfing, in Eoakeshochöfen Roheisen in bedeutend größeren
Mengen zu erblasen, als dies bei dem Holzkohlenbetriebe möglich war, als man an Stelle
des langsamen Herdfrischprocesses den Pnddlingsproceß setzte, der gestattete, große Mengen
von Stahl nnd Eisen unter Benützung des Steinkohlenfeuers zu erzeugen. Noch hatte
die den kleineren Werken verderblich gewordene Umwälzung ihre volle Wirkung nicht
entfaltet, als Befsemer den Windfrischproceß erfand, der gestattete, Stahlmengen, welche
man beim Herdfrischprocesse nur in 1 >/« Wochen, beim Pnddlingsprocesse in 1'/? Tagen
erzeugen konnte, in 20 Minuten zu erblasen, und kurz hierauf durch den Thomas-, Gilchrist-
nnd den Martinproceß sogar die Nothwendigkeit entfiel, zum Processe nur die reinsten
Erze zu verwenden. Damit wurde der Kleinprodnction der Todesstoß versetzt. Allerdings
bestehen noch bei den Hütten in Friedland, Jauovitz uud Zöptau 26 Frischfeuer, aber
die Erzeugung derselben bleibt auf die Verwendung zu ganz bestimmten Zwecken und für
einen noch vorhandenen konservativen Kundenkreis beschränkt. Die Hochöfen in Janovitz
und Stiepanan kamen gänzlich außer Betrieb; der Bedarf an Guß- oder Frischroheisen,
sowie an Eisen und Stahl wurde von den Hütten gänzlich oder theilweise von auswärts
gedeckt, nur die Gießereien, die Erzeugung von Schmiedestücken, Blechen, Maschinen-
theilen, Maschinen, Fabrikseinrichtungen und dergleichen blieben bestehen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch