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Von den im Jahre 1891 in Mähren erblasenen zwei Millionen Metercentnern
Roheisen wurden nur acht Procent in den Hütten zu Zöptau, Friedland, Blansko erzeugt,
der Rest war die Prodnction der Vitkovitzer Hochöfen. Der dritte Theil der Gesammt-
erzengung an Roheisen diente zur Erzeugung von Gußwaaren aller Art, wie Bau- und
Maschinenguß, Feinguß, Poteriegnß und Ofenguß. Und gerade in der Erzeugung von
Gußwaaren ist es den mährischen Hütten gelungen, Vorzügliches zu leisten. Die Blanskoer
Gußwaaren finden ihre Abnehmer in der ganzen Welt. Berühmt sind die gegossenen Öfen
von Friedland und Zöptau, welche in Hunderten von Variationen, vom einfachsten Kanonen-
ofen angefangen bis zum künstlerisch reich ausgestatteten Luxusofen, in der Anzahl von
jährlich 40.000 bis 50.000 Stück vom Markte bereitwilligst aufgenommen werden. Das
erzeugte Frischroheisen wird zum Theile in den Hütten bei Zöptau, Jauovitz und Fried-
land mittelst des Herdfrisch- und Puddlingsprocesses, zum größeren Theile in den Eisen-
nnd Stahlwerken in Vitkovitz und Mährisch-Ostran, und zwar in den Bessemer-, Thomas-
und Martinhütten zu Eisen und Stahl verarbeitet. Aus diesen werden sodann an Ort und
Stelle die verschiedensten Bedarfsartikel, als Panzerplatten, Feinbleche, Kesselbleche, Well-
bleche, Ackerbleche, Eisenbahnbetriebsartikel, Röhren, Commerz- und Fa^oneisen, Wirth-
schaftsgeräthe und dergleichen erzeugt.
Zu den ältesten Hüttennnternehmiingen in Mähren gehören die Hütten des
Fürsten Salm-Reifferscheid in Blansko und die des Fürsterzbisthums Olmütz in
Friedland. Die ersteren können ihren Bestand bis in das XVII. Jahrhundert urkundlich
zurückverfolgen und verdanken ihre Entstehung dem Vorkommen der Erze in Ruditz,
Olomucan und anderen nahegelegenen Orten, sowie dem Vorhandensein der Wasserkraft
der Pnukva. Daß in der Umgebung von Ruditz schon in den ältesten Zeiten Eisen erzeugt
wurde, beweisen die Funde von Schlackenröhren und Eisenschmelztiegeln, welche aus dem
feuerfesten Rnditzer Thon gemacht wurden, die Schlackenhalden und Schmelzplätze.
Heutzutage hat sich aber der gesammte Hüttenbetrieb in dem reizenden Pnnkvathal, unweit
der Station Blansko der österreichisch-ungarischen Staatseisenbahngesellschaft, concentrirt
und benützt die vorhandene Wasserkraft für den Betrieb der nothwendigen Maschinen. Die
Anlage zerfällt in die Hochöfen, von denen zwei älterer, einer neuerer Coustruction sind,
und die anschließenden Gießereien, die Maschinenfabrik und eine Ehamottefabrik.
Die Hütten in Fr iedland standen nachweislich schon zur Zeit des dreißig-
jährigen Krieges im Betriebe und lieferten unter der Regierung des Erzherzogs Leopold I.
Wilhelm, als damaligem Bischof zu Olmütz, vorzugsweise Kriegsmaterialien, wie Kugeln,
Granaten, eiserne Thore, Ausfall- uud Schußgatter, sowie anderes Schanz- und Minirzeug
für die kaiserliche Armee und die bischöflichen Festungen Müran uud Hochwald. Diese
Unternehmung umfaßt heute die Eisenhütten in Friedland, Celadna nnd Ostrovitz mit drei
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch