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Appreturen hatte den besten Einfluß ans die Leistungsfähigkeit der mährischen Leinen-
nnd Banmwollwaarenerzeugung, welche durch steten Fortschritt ihren bewährten Ruf
auch im fernen Ausland zu erhalten weiß.
Den Umfang unserer Texilindnstrie ergänzt die Strickerei und Wirkerei, welche
zum Theile der Hausindustrie angehören, die Tricotfabricat ion, die sich gleichfalls
der Heimarbeit bedienende Confectiou, die Fezindustrie und die durch ein einziges, aber
vortrefflich eingerichtetes Etablissement repräsentirte Bobbinet-Spitzenerzengnng.
Die Huterzeugung, welche bis um das Jahr 1865 uicht nur in Mähren, sondern
in ganz Österreich ausschließlich mittelst Handarbeit betrieben wurde, konnte in Folge
dieses Umstandes weder im Jnlande recht zur Geltung gelangen, noch mit der im
Auslande bereits maschinell eingerichteten Concurreuz gleichen Schritt halten. Erst als
im Jahre 1865 die Firma I. Hückel's Sohne, deren Gründer Johann Hückel sen. das
Hutmachergewerbe seit dem Jahre 1837 ebenfalls mittelst Handbetrieb ausgeübt hatte,
daran ging, in Neutitschein eine Haarhutfabrik mit Dampfbetrieb zu bauen und mit den
neuesten englischen und amerikanischen Maschinen einzurichten, nahm die Hutfabrikation
Mährens einen ungeahnten Aufschwung. Die genannte Firma mußte nun von Jahr zu
Jahr, um den von allen Seiten an sie gestellten Anforderungen entsprechen zu können,
ihr Etablissement vergrößern. Das Absatzgebiet für Haarhüte erstreckt sich nahezu auf
alle civilisirteu Länder der Erde. Die mährische Fabrik ist in ihrer Art die größte des
europäischen Contiuentes und beschäftigt heute circa 1200 Arbeiter.
Die Lederindustrie hat in den letzten Decennien seit dem Übergang von der
Handwerks- zur fabriksmäßigen Gerberei außerordentlich an technischer Vollendung nnd
Kraft gewonnen. Ihre Hauptsitze sind Brünn und Trebitsch, in welchen Orten auch die
Erzeugung von Lederconsectionsartikeln, namentlich Schuhen, fabriksmäßig und durch
Heimarbeit stattfindet. Ferner sind Plößnitz und Walachisch-Klobouk für die Hausindustrie
in Schuhwaaren von Bedeutung. Aber auch die Weißgerberei und Haudschuhfabrikatiou
nimmt einen erfreulichen Aufschwung.
Die mährische Glasindustr ie ist durch einige Hohl- und Tafelglasfabriken erster
österreichischer Firmen rühmlichst vertreten.
Die Erzeugung gebogener Holzmöbel, seit der Mitte dieses Jahrhunderts in der
Maikgrafschaft eingeführt, hat sich zu einer schwunghaften Industrie entwickelt uud
beschäftigt eine große Anzahl von Händen in sonst erwerbsarmen Gegenden, deren Holz-
reichthum hierdurch eine sehr geschätzte Verwendung findet. Dieser vorwiegend mährische
Fabrikationszweig hat nicht allein den Comfort unseres bürgerlichen Lebens durch
Schaffung danerhafter nnd billiger Geräthe bereichert, sondern auch einen Weltexport-
artikel ersten Ranges creirt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch