Seite - 476 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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die Zuckererzeugung aus inländischen Urprodncten durch zehn Jahre von der Entrichtung
der Erwerbsteuer befreit wurde. Die eigentliche dauernde Einführung der Rübenzucker-
fabrikation in Mähren fällt, wenn man von früheren kleineren Gründungen, welche keine
Lebensfähigkeit hatten, absieht, in die Jahre 1836 bis 1837. Damals wurden die noch
heute bestehenden Etablissements zu Raitz, Tisuovitz, Seelovitz, Austerlitz uud Napagedl
errichtet. Die größte Bedeutung unter diesen Unternehmungen, eine Bedeutung, welche
weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinausreichte, erlangte die durch den genialen
Franzosen Florent Robert auf dem Erzherzoglich Albrecht'fcheu Gute zu Seelovitz
erbaute Zuckerfabrik, welche durch lange Zeit die hervorragendste Lehrschule für die Rübeu-
zuckererzeuguug bildete und ans welcher die wichtigsten technischen Erfindungen hervor-
gegangen sind. Unter diese ist namentlich der Verdamps-Apparat, welcher heute noch den
Namen Robert führt und dnrch welchen erst das Kochen der Zuckersäfte in geschlossenem,
luftverdünntem Raume allgemeine Einführung fand, sowie das von Julius Robert, dem
Sohne Floreuts, erfundene Diffnfions-Verfahren, welches, an Stelle der alten Saft-
gewinnung durch Auspressen der Rüben, heute allgemein angewendet wird und eine viel
bessere Zuckerausbeute gewährt, zu zählen. Der technischen Entwicklung der mährischen
Zuckererzeugung kam es außerordentlich zu Statten, daß sie in der Brünner Maschinen-
fabrication verständnißvolle Unterstützung fand, welche das geniale Experiment in die
Alltäglichkeit der industriellen Produktion umzusetzen wußte.
Dank diesem Umstände und Dank den großen Vortheilen, welche der Landwirthschaft
durch den Rübenbau entstanden, hat sich die Znckerfabrication in Mähren erfreulich
entwickelt und ist gegenwärtig zu einem der wichtigsten wirtschaftlichen Factoren des
Landes geworden. Bis znm Jahre 1850 wurde nur Rübe verarbeitet, welche von den
Fabriken und herrschaftlichen Ökonomien selbst gebaut worden war; dann wurde aber
auch daran gegangen, den Rübenbau bei den kleineren Grundbesitzern einzuführen. So
schwer dies auch anfänglich erschien, führten doch Belehrung der Bauern, unentgeltliche
Betheilung mit den besten Samensorten, leihweise Überlassung von modernen Cultur-
geräthen und Maschinen n. s. w. nach und nach zum Ziele. Heute erstreckt sich der
Zuckerrübenbau in Mähren, mit Ausnahme des nordwestlichsten Theiles, nahezu über
das ganze Land. Er lieferte nach den Erhebungen des k. k. Ackerbau-Ministeriums
im Jahre 1892 in den verschiedenen Theilen der Markgrafschaft die nachstehenden
Erträge:
Fläche Ertrag im Ganzen
Sudeten-Ausläufer Hektar 7.435 per Hektar 206 Metercentner 1,53 l .33V
Böhm, mähr. Greuzgebirge „ 73 „ „ 174 „ 12 68V
Ausläufer des böhm. mähr. Grenzgebirges . „ 1V.22V „ „ 211 „ 2,155.40V
Karpathen-Hochland IVO „ „ 166 „ 16.600
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch