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durch den dreißigjährigen Krieg verzögert, welcher den nahezu gänzlichen Verfall des
Bergbaues und Hüttenbetriebes im mährisch-schlesischen Sudetengebirge zur Folge hatte.
Erst gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts wurden neuerliche Versuche zur Hebung
der Eisengewinnung gemacht.
Die Grundlage der Eisenindustrie bildeten außer den ergiebigen Erzlagern die
vorhandenen Wasserkräfte und der große Reichthum der Sudeten an Brennmaterial. Bei
der stetig steigenden Verwendung des Holzes für andere industrielle Zwecke und der
dadurch bedingten Verminderung billigen Brennstoffes für die Eisenerzeugung mußten
jedoch die einstens in der Nähe des Altvatergebirges gelegenen Holzkohlenöfen allmälig
aufgelassen werden.
Die im Laufe der Zeit geänderten Verkehrsverhältnisse haben ihren Einfluß auch
auf die mährische Eisenindustrie geltend gemacht und eine Verschiebung der Productious-
bediugungeu bewirkt, so daß heute die Eisenerze, welche man früher in Mähren, ins-
besondere in den Sudeten gewann, theilweise durch steierische und selbst durch schwedische
Erze ersetzt wurden. Statt des früheren vegetabilischen Brennstoffes gelangen jetzt
nahezu ausschließlich Steinkohle uud Koaks zur Verwendung. In den letzten Jahren wurden
auch in deu Eisenwerken zeitgemäße Umgestaltungen und Neuerungen vorgenommen. Erzeugt
werden Pnddlings- und Gießerei-Roheisen, Commerz-, Bau- und Maschinenguß, Stab-
uud Fa^oueiseu, Eisenbahn-Oberbaumateriale, Schmiedeeisen und Zeugwaren, Schrauben
und Nägel, Draht und Drahtstiften, Bleche, Blechwaaren, Emailgeschirre, ferner
Eisenbahn- und Straßenbrücken, Dampfmaschinen, Kessel und Special-Einrichtungen für
Zuckerfabriken, Malzfabriken, Fabriken der Textil-Jndnstrie u. s. w. Die mährische
Maschinensabrication ist heute eine vornehme Qualitätsindustrie, welche weder
in-, noch ausländischen Wettbewerb zu scheuen hat.
Es darf nicht verkannt werden, daß das Commnnicationswesen Mährens
nicht gleichen Schritt mit der industriellen Entwicklung gehalten hat. Zwar sind die Haupt-
linien des nördlichen Eisenbahnnetzes der Monarchie ausgebaut, wodurch die Verbindung
der Markgrafschaft mit dem internationalen Schienenstrange eben so, wie mit dem Centrum
des Reiches gesichert ist. Aber noch fehlen ausreichende Localbahnen, welche wie
Saugarme tief in das Land eingreifen, die Industrie befruchten und den Verkehr mit den
Hauptarmen vermitteln. Noch fehlen gänzlich die künstlichen Wasserstraßen, welche
den Transport von Massengütern besorgen und durch die Billigkeit ihrer Frachtrate erst
den vollständigen Fruchtgenuß der Bodenreichthümer Mährens erschließen würden.
In letzterer Hinsicht ist es vorzüglich der Donan-Oder -Cana l , der berufen
wäre, der Verkehrspolitik der Markgrafschaft neue und verheißungsvolle Perspectiven
zu eröffnen.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch