Seite - 490 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Marmorstein. Düster und ernst erhebt sich im Süden der Hochschar, im Westen der Wiesen-
nnd Bogenberg und im Norden der Fichtenstein (794 Meter). Nieder-Lindewiese
erfreut sich durch Schroths bekannte diätetische Heilanstalt eines weitreichenden Rufes. Eine
genußreiche, wechselvolle Partie bildet die Eisenbahnfahrt durch das Liudewiesner Thal
zur Höhe des Sattels von Ramsau. An thurmhoch ausgesprengten Felswänden, über grüne
Waldestiefen, über Viaducte, Bäche und Wege winden sich die Serpentinen des Bahn-
körpers bergauf und lassen eine Fülle überraschender Bilder an uns vorüberschweben. Bald
ist die mährische Grenze erreicht, von der sich der Eisenpfad, der „schlesische Semmering",
in das Thal des Mittelbordbaches gegen Goldenstein hinabsenkt.
Wenden wir uns nunmehr nach Freiwaldau zurück, um von dort aus das Hohe
Gesenke zu besuchen. So nennen wir jene Sudetenkämme, die östlich vom Ramsauer
Passe bis an die Thalsenkung reichen, durch welche die Jägerndorf-Freudenthaler Chaussee,
sowie die mährisch-schlesische Centralbahn nach Olmütz ziehen. Der 19 Kilometer lange
Hanptkamm — eine Fortsetzung des Reichensteiner Gebirges — folgt der mährischen
Grenze und enthält die höchsten Kuppen der schlesischen Bergwelt. Das Hochgesenke läßt
deutlich vier Gruppen erkennen: die nordwestliche mit dem Hochschar (1.351 Meter), dem
Kepernik (1.424 Meter) und dem auf mährischer Seite gelegenen Fuhrmannsstein
(1.377 Meter); die mittlere mit dem Rothen Berge oder der Bründlhaide (1.333 Meter);
die östliche, der eigentliche Altvaterstock, mit dem Altvater (1.490 Meter), dem Leiterberg
(1.367 Meter) und dem zu Mähren gehörigen großen Vaterberg (1.381 Meter) und
endlich die Janovitzer Haide mit dem Peterstein (1.446 Meter) und der Hohen Haide
(1.464 Meter). Vom Altvater gegen Norden zweigt die wildromantische Gebirgsmasse des
Hohen Urlich ab, in welcher der Urlsberg (1.129 Meter), die Hirschwiesen (1.201
Meter), die Urlichkuppe (1.205 Meter) und die Bärensangkoppe (1.216 Meter) zu nennen
sind. Die letzten Ansläuser dieses echten Waldgebirges sind: die Bischofskoppe (890 Meter),
der Kammerberg (831 Meter) und der Kirchberg (873 Meter).
Das Hohe Gesenke ist der in landschaftlicher Beziehung mannigfaltigste und
anziehendste Theil der Sudeten, wenn auch in den aus Urgestein und krystallinischem
Schiefer aufgebauten Kuppen eine gewisse einförmige Plastik zum Ausdruck kommt. Wir
sehen meist die massive, in sanften Wellen verlaufende Knppenform, seltener die regel-
mäßige Gestalt des Kegels. Ost überraschen die Abhänge durch plötzliche Abstürze, aus
denen wilde Schluchten entgegenstarren. Eine charakteristische Erscheinung der oberen
Bergzone zeigt sich in den nackten isolirten Felsenkolossen, wie dieselben am Peterstein, am
Hochschar, am Altvater, sowie im Gebiete des Hohen Urlich gefunden werden. Ein
Berwitternngsprodnet klimatischer Einflüsse, stehen diese abenteuerlichen Blöcke gleichsam
als Grenzsteine zwischen der Region der Haine und des niederen Holzes und geben der
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch