Seite - 504 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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die in den Kohlengruben beschäftigt werden. Sowohl die Erzherzog Friedrich'schen, als
auch die Graf Larisch'schen Schachtanlagen bilden dnrch ihre technische Einrichtung eine
hervorragende Sehenswürdigkeit. Die vielen qualmenden Schlote, die rußigen Arbeiter-
schaaren, die rauchschwangere Atmosphäre, die geräuschvolle Thätigkeit der Menschen und
Maschinen, das Alles gibt ein Bild reger Industrie mit all ihren Licht- und Schattenseiten.
Über dem verworrenen Lärm der Tiefe thront auf beherrschender Höhe (262 Meter)
Schloß Solza, ein weitblickender Prachtbau in moderner Renaissance, der Fniniliensitz des
hier reich begüterte» Grafen Larisch. Im südwestlichen Hintergründe des Schlosses dunkeln
die malerischen Partien des Suchauer Waldes und fern im Süden die blauen Rücken
unserer schleichen Berge. Tie Gegend behält im Nordwesten gegen Oderberg hin im
Allgemeinen ihr gleiches Aussehen. Die Kaschan-Oderberger Bahn führt zwischen flachen
Hügeln über Dombrau, Orlau und Reichwaldau nach dem wichtigen Verkehrsknoten-
punkte Oderberg. Orlau, ein uraltes Dorf, besitzt in seinem im XIII. Jahrhundert von
den Benediktinern gegründeten Klosterkirchlein eine historische Merkwürdigkeit. Bei
Oderberg umfängt uns wieder flaches Land von durchschnittlich 200 Nieter Seehöhe.
Die von Freistadt in zahlreichen Krümmungen nordwärts der Dörfer Dittmannsdorf nnd
Deutfchleutheu herabkommende Olfa durchfließt ein mit alten Teichen, Ökonomien nnd
Waldungen besetztes Niederland und mündet unterhalb Oderberg iu die Oder. Dicht-
bewachsene Anen entziehen die mit Stromesbreite dahinslntende Olsa unserem Blicke.
Doch nur zu oft verläßt der Fluß bei Hochwasser die ihm von Natur und Menschenhand
gezogenen Grenzen, zerreißt die Dämme und übergießt die fruchtbare Niederung mit dem
Schwall seines trübeu Gewässers.
Wir lenken zurück zur hügelumrahmten Olsastadt und rüsten zur frohen Fahrt in
die natnrfrifche Welt unserer Berge. Hinter uns, im Grün der Ebene, versinken die Häuser
Tescheus, der schlanke Thnrm der Jesuskirche, die Villen und die Kasernbauten am Blogo-
titzer Hügel, nur der zinnengekrönte Schloßthnrm auf hoher, tausendjähriger Wacht gibt
uns am längsten das Geleite. Unter dem linksseitigen, waldige» Felsenhange erspähen wir
ansehnliche Wehranlagen, welche die aus den erzherzoglichen Gebirgsforsten geschwemmten
Hölzer den großen Vorräthen der nahen Dampsbrettsäge zuführen. Rechts treten die sanften
Anhöhen zurück und enthüllen ein prächtiges Panorama des nahen Gebirges. Südlich im
sonnigen Olsabecken kennzeichnet ein Wald thurmhoher Schlote die großartigen Erzherzog
Friedrich'schen Eisen- und Stahlwerke von Trzyniec. Ist schon der Anblick derselben
zur Tageszeit von hohem Interesse, so erhalten wir doch erst im Dunkel der Nacht ein
märchenhaft prächtiges Schauspiel, weuu die purpurnen Flammengarben der Hochöfen, der
magisch beleuchtete Qualm der Dampfessen, das Getöse der Maschinen und der Lärm der
Arbeiter zu einem sinnberückenden Ganzen zusammenfließen, in welches elektrische Sonnen
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch