Seite - 508 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Bild der Seite - 508 -
Text der Seite - 508 -
508
der Weichsel umspannen. Der gegen die Olsa gerichtete Kamm enthält die uns
bekannten Nucken des Wielki Stozek, des Cieslar nnd der Czantory. Der nordöstliche
Hauptarm, welcher im Allgemeinen an der galizischen Grenze verläuft, ist vielfach getheilt
und gespalten. Seine bemerkenswerthesten Gipfel sind die mächtige Barania (1214 Meter)
uud der Malinöw (1095 Meter). Vom letzteren geht an der Ostseite des Weichselthales
jener Zug aus, in dem die Malinka (809 Meter), die Orlowa (766 Meter) und die
Rownica (883 Meter) aussteigen. In der ansehnlichen Thalfurche der prächtigen
Waldberge liegt das große, über 4000 Einwohner zählende Weichsel mit seinen meist
gruppenweise vereinigten Ackerwirthschaften und den über die Abhänge verstreuten
Goralenhütten. Im Umkreise des schönen Dorfes sammelt der Weichselfluß seine Quellen,
die aus entlegenen Schluchten zusammenfließen. Zwei dieser Bäche, die Schwarze und die
Weiße Weichsel, welche der Kamm des Przyslup (1021 Meter) scheidet, treffen sich an
einem der schönsten Punkte des Thales beim Schulhause Czoruy und müssen als die
eigentlichen Quellen des Hauptflusses bezeichnet werden. Die erstere, die L?orna VViselku,
entspringt in dem Urwalde am Südabhang der Barania, wo das Wässerchen zwischen
dichtem Wnrzelgeflecht schüchtern hervorsprudelt. Der Weiße Weichselarm, die Biatka,
gleichfalls von der Barania kommend, durcheilt eiu seuchtkühles Waldthal und bildet in
einem Nebenarm zwischen Gesteinsblöcken und starren Felsenwänden den Biatka-Fall. Die
waldige Thalspalte, welche das krystallue Bergwasser durchströmt, überrascht durch reiche
scenische Effecte, nicht großartig, doch von unsagbarer Anmuth in Farbe und Stimmung.
Mächtige Tannen, Fichten und breitästige Bnchen beschatten den einsamen Pfad, der in die
Wildniß hinansteigt. Grane Felsenwände, von wucherndem Grün überkleidet, drängen sich
an den Weg heran. Beiderseits umgibt feierliches Schweigen des unermeßlichen Berg-
waldes den Wanderer. Manchmal unterbrechen lichte Waldblößen als freundliche Inseln
das grüne Meer der Wipfel. Lichte Rauchwölkchen, die hinter einem Wall von Scheit-
hölzern emporkräuseln, verrathen eine Meilerstätte. Der Köhler und der Holzhauer sind
wohl die einzigen menschlichen Wesen, denen wir in dieser Einöde begegnen. Endlich
wird fern im Hintergrunde ein dnnkler, massiger Rücken sichtbar, es ist die Baran ia
(1214 Meter). Dichte Fichteubestäude, kräuterreiche Hochwiesen, hohe Waldgräser, dann
wieder Streifen von Heidelbeerstauden und gefiederten Farnen bilden die Vegetation in
den Urwildnissen der Barania. Die Kuppe derselben ist mit Nadelholz bestockt und gewährt
keine Fernsicht. Umso reichlicher wird uns diese zntheil, wenn wir die südwärts gelegene
Karolowka besuchen. Das ganze Karpathengebirge von der Lysa hora bis an die
kühnen Zacken der Tatra liegt den Blicken offen — ein ergreifendes Gemälde, über das
feierlicher Naturfrieden gebreitet ist. Im jenseitigen Schwarzen Weichselthale über-
raschen uns freundliche Holzbauten auf sonniger Lehne. Wir begrüßen das erzherzogliche
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch