Seite - 510 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Parallel mit der Straße braust im jugendlichen Ungestüm über die Gesteinsblöcke seines
Bettes der Schwarze Weichselbach zwischen engen Thalwänden hinab.
Ein dritter Quellbach, die Malinka, kommt von der Malinowska skata (1150 Meter)
an der galizischen Grenze und nimmt die Wasseradern des herrlichen Malinkathales auf.
Wir verlassen das Dorf Weichsel durch eine schmale Thalpforte und kommen am
Fuße der breit gewölbten Czantory in die Marktgemeinde U str o n. Neben seiner Produktion
auf dem Gebiete der Eisenindustrie hat sich dieser Ort einen guten Ruf als klimatischer
und Molkenenrort erworben. Wie wir dem lateinischen Chronogramm des Cnrhanses
entnehmen, ist Ustron durch sein Gründungsjahr (1802) der älteste Badeort im östlichen
Schlesien. Etwas unterhalb beginnt das hügelige Land. Einzelne isolirte Höhen, wie der
Helm (419 Meter) und gegen Teschen zu der Ogrodzouer Berg fallen besonders ins
Auge. Wir folgen der Weichsel, die sich allmälig verbreitert und in zahlreiche Arme theilt,
welche steinbedeckte Wüstungen einschließen. Allenthalben zeigen sich Spuren der Ver-
heerungen des Hochwassers. Hier mögen die kostspieligen Regulirungsarbeiten im Weichsel-
gebiete, so die Merveldt-Sperre, Erwähnung finden. In offener Thalmulde, in welche
oberhalb das von der forellenreichen Brennica bewässerte Brennathal mündet, liegt
links und unterhalb davon an der Weichsel das Städtchen Sko tschau, die Geburtsstätte
des seligen Johann Sarkander. Weiter abwärts zwischen dem Wislitzer und dem
Winograder Berge (Xepa winossracksku) strömt die Weichsel in die Ebene. Nur zur Linken
zieht, vom Helm ausgehend, ein Hügelrücken von circa 300 Meter gegen Freistadt hin und
bildet eine Wasserscheide zwischen der Olsa und der Weichsel.
Wir halten nun ans dem Boden des Flachlandes, dem menschlicher Fleiß sein eigen-
thümliches Gepräge verliehen hat. Ein Denkmal einer um Jahrhunderte zurückreichenden
Culturarbeit erkennen wir in dem um Ochab liegenden, an 1000 Hektar bedeckenden
Teichsystem, zwischen welchem bei zweckmäßiger Benützung des Terrains zahlreiche Gräben
die Verbindung besorgen. Die reichlich vorhandene Wasserkraft ermöglicht auch den Betrieb
einer Menge von Mühlen. Die Teichanlagen, die eine merkwürdige Thier- und Pflanzen-
welt beherbergen, haben im Laufe der Zeit wohl viel an Ausdehnung verloren. Am an-
sehnlichsten finden wir sie noch am rechten Weichselufer längs des Laufes der Jllowuica.
In unseren Tagen ist der fruchtbare Teichboden, der ehemals mit Sümpfen bedeckt gewesen
sein mochte, meist einer rationellen Ackerwirthschaft zugefallen. Im weiteren Verlaufe läßt
das Gelände der Weichselniederung musterhaft bestellte Felder, sorgfältig bewässerte
Wiesen und auch größere geschlossene Waldmassen erblicken. Dazwischen verstreuen sich die
noch vielfach mit Stroh bedeckten Hütten der Kleinbauern, dann größere Gehöfte und
Brennereien. Die die Ebene durchkreuzenden Dämme mit ihren Eichen und Erlen
verhindern weitere Fernsichten, dafür erhält die Gegend ein traulich umschlossenes Aussehen
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch