Seite - 522 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Eine andere neolithische Ansiedlnng, von der nur wenige Überreste erhalten sind,
bestand gleichzeitig auf dem Burgberg bei Jägerndorf. Noch bis über die Mitte unseres
Jahrhunderts wurde an der Ostseite desselben auch ein Schlackenwall wahrgenommen, in
unserer Monarchie wohl der östlichste Vertreter dieser merkwürdigen Schutzbauten, deren
übrige Verbreitung nach Mähren, Böhmen, Sachsen, die Lausitz, Rheinprovinz und Schott-
land reicht. Ob seine Entstehung noch mit der neolithischen Ansiedlnng zusammenfällt, ist
zweifelhast; sie wird mit größerer Berechtigung in die spätere Hallstattperiode zu versetzen sein.
Bereits in der Bronzeperiode steht eine Gruppe, wenn auch noch vielfach mit
neolithifchem Culturbestand ausgestatteter Wohnplätze im Dorfe Kathrein bei Troppan
und auf den gegenüberliegenden Anhöhen nordöstlich von Gilschwitz, denen sich eine
vereinzelte Fundstelle im sogenannten Hraballa , zwischen Troppan und Kreuzendorf,
zugesellt. Wohn- und Herdgruben, Werkzeuge aus Feuerstein, Amphibolit und Serpentin,
Webgewichte und Spinnwirtel wurden auch hier wieder gefunden. Dagegen sind die
Knochenwerkzeuge aus der Reihe der Geräthe geschieden und ebensowenig kommen Thier-
knochen vor, ein Beweis, daß die Bewohner sich ausschließlich mit Ackerbau beschäftigten.
An die Stelle des Beins tritt die Bronze als neues Culturelement ein, ohne jedoch
die gleich umfangreiche Aufgabe zu übernehmen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde sie
von jenseits der Alpen eingeführt; ihr Vorkommen beschränkt sich auf einen glatten Armring
mit übereinander gelegten Enden, einen Dolch ohne Griffzunge, mehrere Haarspiralen, ein
Löffelchen mit fächerartiger Verzierung auf der Unterseite und gedrehtem Stiel, sowie eine
Fingerspirale, welche Gegenstände nebst einem durchbohrten Serpentinhammer als Bei-
gaben zweier in Hockerlage bestatteter Individuen in Kathrein aufgelesen wurden.
Eine bedeutsame Sonderstellung in Schlesien nehmen die Thongeräthe dieser Fund-
stellen ein. Aufsatzartige Standgefäße mit hohem, hohlem Fuß erschließen durch die
Vergleichung reiche Beziehungen zu südländischer und insbesonders zu völlig überein-
stimmender Töpferwaare aus dem berühmten, am Beginn der Bronzezeit stehenden
Schanzwerk von Lengyel in Südnngarn. Von gleicher Bedeutung erscheinen ferner hier
wie dort gefundene Gebilde aus Thon, welche, im Aussehen dem Henkeltheile von Gefäßen
ähnlich, beim Formen und Glätten derselben in Verwendung kamen. Für eine entfernte
Beeinflussung durch südost-europäische Vorbilder sprechen mit ihrer kugeligen, kurzhalsigen
Grundform die Hohlgefäße, welche, gewöhnlich henkellos, mit Zäpfchen oder quergestalteten
Buckeln versehen wurden. An mehreren Töpfchen erscheint statt des Henkels ein länglicher,
hakenförmig umgebogener Griff. Trotz der vielen Gefäßreste zeigte sich lediglich an einem
Bodenstück Verzierung in Form eines rechtwinkelig getheilten, mit eingeritzten Strichen
ausgefüllten Feldes; bei einem anderen Bruchstücke erscheint sie als schmale, in Längs-
reihen verlaufende Eindrücke.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch