Seite - 546 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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die Geburtshäufigkeit eine größere als iu Obcrschlesieu, jedvch auch die Zahl der todt-
geborenen Kinder, dann die Kindersterblichkeit größer und wird das Mor ta l i tä t s -
verhältniß, welches in Schlesien im Durchschnitt nicht über 29 Todesfälle jährlich auf
je 1000 Einwohner hinausgeht, dadurch, sowie durch die häufigere Entstehung und
Verbreitung von Infekt ionskrankheiten meist ungünstiger beeinflußt als iu Ober-
schlesien. Anch der Branntweingenuß hat in Niederschlesien eine größere Verbreitung
als in Oberschlesien, und als Ansflnß dieser sanitär minder günstigen Verhältnisse kann es
angesehen werden, daß anch die Zahl der Cretinen, Taubstummen und I r r s inn igen
im politischeu Bezirk Bielitz uud Tesche« größer ist als im übrigen Lande, obgleich dieselbe
auch in den genannten Bezirken nicht über 30 bis 45 solcher Gebrechlicher auf 10 000
Einwohner hinausgeht.
Die erwähnten sanitären Schäden im Organismus der Bevölkerung sind jedoch
keineswegs im Stande, die Wehrhastigkeit derselben wesentlich zu beeinträchtigen. Denn
die Militärtauglichkeitsverhältnisse sind insbesondere seit dem Zeitpunkte der Verschiebung
des stellnngspflichtigen Alters auf das 21. Lebensjahr befriedigende und bewegt sich die
Anzahl der jährlich tauglich befundenen Stellungspflichtigen in den politischeu Bezirken
Schlesiens zwischen 17 und 29 Procent der Vorgeführten. Aus der näheren Betrachtung
der Assentiruugsergebnisse läßt sich in Bezug auf die physische Beschaffenheit der jungen
Männer im stelluugspflichtigen Alter entnehmen, daß die physische Reife der männlichen
Jugend in Schlesien sich etwas später vollzieht als in südlicheren Ländern Österreichs,
ferner daß die Centralgebiete von Schlesien, die Bezirke Troppan, Jägerndorf nnd Freistadt
nebst der deutschen Colonie in und nächst Bielitz eine größere Anzahl wehrhafter Jünglinge
liefern als die westlichen Sudetenbezirke Freudenthal, Jägerndorf, Freiwaldan, sowie die
östlichen Bezirke an den nördlichen Abhängen der Karpathen, Teschen und Bielitz.
Obschon unter den zur Asseutirung gelangten jungen Männern die größte Anzahl
nur von mittlerem Wüchse ist, entfällt gleichwohl durchschnittlich auf 4 bis 5 Vor-
geführte ein hochgewachsener Mann und siud wegeu Kleinwuchs Zurückgestellte selteu. Iu
dieser Hinsicht ergeben sich ähnliche Verhältnisse wie in Schlesiens Schwester- nnd Nach-
barland« Mähren, in dessen oder aus dessen Gebiet die verschiedenen Volksstämme,
welche sich in den Besitz des schönen Grenzlandes theilen, hinübergreifen.
Die erwähnteV erschiedenheitderVolksracenin Schlesien kann nicht befremde»,
wenn im Gedächtniß behalten wird, daß in Schlesien zwei uralte Weltverkehrswege aus
dem Süden Mitteleuropas gegen die Nord- nnd Ostsee sich kreuzen, der eine, welcher über
Mähren marchanfwäits zwischen den Ausläufern der Sudeten uud Beskydeu, der andere,
welcher über Ungarn längs des Waagthales über Jablnnkan zur Niederung der Oder nnd
Weichsel führt. In der Umgebung dieser natürlichen Defilien dürfen »vir eine mannigfaltige
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch