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der niederschlesischeu Karpathen auch noch andere Racenelemente Boden gefaßt haben
mögen, denen die Walachen möglicherweise ihre Benennung, einzelne Goralengrnppen
besondere Merkmale verdanken, wie es hinsichtlich der Goralen von Jablnnkan der Fall
ist, die als Jazken eine besondere, an die Jazygen mahnende Bezeichnung führen und
eine festliche Tracht benützen, welche der ungarische» ähnlich ist.
Hierzu kommt, daß dieses niederschlesische Gebiet noch in die Region hineinragt,
in welcher im Jahre 1880 bei der Aufnahme der Haar-, Augen- und Hautfarbe
der Schulkinder auffallender Weise die meisten grauäugigen Schulkinder in Österreich
(40 Procent) — ähnlich wie bei den Huzulen und anderen östlichen Karpathenstämmen —
gefunden wurden. In Niederschlesien kommt ferner eine weitere Eigenthümlichkeit, braune
Augen bei blondem Haare, verhältnißmäßig häufig vor, während in Oberschlesien graue
Augen mit blonden Haaren bei 31 1 Procent der Schulkinder angetroffen wurden.
Im Übrigen ist sowohl der rein bloude Typus (blonde Haare, blaue Augen,
lichte Hautfarbe), welcher bei 22 7 Procent der Schulkinder Schlesiens angetroffen
wurde, als das Vorkommen einzelner dieser Merkmale wie blondes Haar, welches
56 2 Procent der Schulkinder Schlesiens haben, oder helle Hautfarbe, die 80 Procent
derselben zukommt, oder lichte (blaue oder graue) Augen, welche mehr als zwei Drittel
derselben besitzen, in Schlesien am häufigsten unter allen österreichischen Ländern vertreten.
In Schlesien selbst überwiegt der blonde Typus den braunen, der nur bei 13 4 Procent
der Schulkinder besteht, um 4 Procent. Das Vorwiegen dieser Typen hängt wesentlich
davon ab, ob in dem betreffenden Schulgebiete das deutsche oder slavische Volkselement
stärker oder schwächer hervortritt, denn in deutschen Schulgebieten ist der blonde, in
slavischen der braune Typus stärker vertreten. Die Mischungsverhältnisse im Colorit der
Haare, Augen, Haut sind daher für die Beurtheilung der Raceueigenthümlichkeiteu und
Raceumifchung nicht ohne Bedeutung. Das besonders reichliche Austreten der Merkmale
des blonden Typus in Schlesien kann daher wohl nur als ein Zeichen der Stärke aufgefaßt
werden, mit welcher germanische oder nordländische Racenelemente in Schlesien in der
Bevölkerung vertreten sind.
Um diese ethnographischen Probleme weiter zu verfolgen, dazu fehlt es vorläufig au
hinreichendem wissenschaftlich verarbeitetem Materiale. Wohl sind werthvolle archäologische
Funde im nördlichen schlesischen Grenzgebiete zwischen Jägerndorf und Troppau gemacht
und ist insbesondere zwischen Buchberg und Lobenstein eine ausgedehnte Begräbniß-
stätte von Bewohnern Schlesiens aus der Bronzezeit aufgedeckt worden. Jedoch können
die zahlreich gefundenen Urnen und Gebrauchsgegenstände aus Stein, Knochen und Bronze
derzeit noch nicht als verläßliche Wegweiser dienen, um mit der Phantasie einen Flug in
längstvergangene Zeitalter zu wagen, der etwa Schlesiens Vorgeschichte aufhellen würde.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch