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Leiter durch den „Henkaffer" gelangt. Rechts vom Thore ist das Auszugshaus oder
Ausgedinge, in welchem der alte Bauer sich zur Ruhe setzt, wenn er die Wirthschaft
an den Sohn abgetreten oder verkauft hat. Dieses Ausgedinge mit dem daran sich
anschließenden Schoppen bildet einen Theil der rechten Hofseite, deren ganze Länge von
einem hohen Zaun begleitet wird, an dem mitunter die Düngergrube angelegt ist. Die
vierte dem Hofthor gegenüberliegende Seite bildet die Scheune mit Tenne und Bansen.
Hinter der Scheune liegen die Äcker der Wirthschaft. Im Hofe befindet sich statt dieser
auch die Pumpe, wohl im Garten ein Schöpfbrunnen, früher allgemein ein Schwengel-
brunnen oder Radbrunnen.
Das Wohnhaus selbst ist meist stockhoch mit einem Giebeldach. Der Oberstock
tritt bisweilen über das Erdgeschoß etwas heraus und im Giebel wiederholt sich dann
derselbe Vorsprung. Das Erdgeschoß, in das der Eingang vom Hofe aus führt, besteht
vor Allem aus dem durchs Wohngebäude hindurch gehenden „Hause" oder Vorhause. In
diesem bemerken wir zunächst die rußige fensterlose Küche mit den: unter dem Schornstein
angebrachten offenen Herd. Auch die Feuerung des Backofens hat hier ihre Stätte, wenn
sich die Heizanlage nicht im Hofe oder im Garten in einem eigens dazu errichteten Back-
häuschen befindet. In der vorderen Hälfte des Vorhauses führt eine Thür in die
Wohnstube, an die sich eine schmale unheizbare Kammer, das „Stübel", anschließt. Der
Stubenthür gegenüber im Vorhause liegt die innere Thür zum Pferdestall. Außerdem
führt aus dem Vorhause eine Treppe in den Oberstock. Unterhalb der Treppe befindet
sich der durch eine Fallthür verschlossene Eingang in den Keller. Abgesperrt wird das
Vorhaus vom Hof aus durch eine mit einem Querbalken verschlossene Thür; bei
Tage steht diese offen und wird durch ein niedriges Gatter vertreten, welches bis zur
unteren Hälfte des Thürpfostenraumes reicht und durch eine kunstlose Feder verschlossen ist.
Die Wohnstube, auch die des Großbauern, ist einfach eingerichtet. Der nicht weit
von der Stubenthür auf einem Holzgestelle ruhende mächtige Ofen ist meist aus grün-
oder gelbglasirteu Kacheln hergestellt. Der Fußboden der Wohnstube ist im ersten Drittel
um den Ofen herum mit Stein-, Ziegel- oder Schieferplatten belegt, mitunter auch roh,
der übrige Theil gedielt. Als Schmuck der weißgetünchten Wände befinden sich zu
beiden Seiten des Crucifixes in der einen Stubenecke um den Tisch Heiligenbilder, einfache
Erzeugnisse der Glasmalerei. Nie fehlt auch an der Wand in der Nähe der Thür der
thönerne oder zinnerne Weihbrunnkessel. Auch eine Schwarzwälderuhr, der „Seiger",
mit bemaltem Zifferblatt ist in jeder noch so ärmlichen Stube zu finden. Das „Topfbrett",
ein im unteren Theile verschlossener, im oberen offener Schrank zur Aufbewahrung des
Kochgeschirrs ist au der einen Thürseite befestigt. Zur Aufbewahrung des besseren
Geschirrs, der Zinnkrüge, Porzellanteller :c. läuft unter der Decke des Zimmers an einer
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch