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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Seite - 576 -
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576 nach zwei verschiedenen Richtungen geripptem Goldbroeate gefertigt. Rückwärts in der Mitte der Haube ist ein Knopf angenäht. In dem Nackentheil derselben ist eine Masche aus weißem Bande angebracht. Auch fallen zwei Bänder über den Rücken hinab. Das Gesicht selbst rahmt ein reicher Spitzenbesatz ein, welcher sich gegen die Wangen lappenartig erweitert; die Spitzen sind gefältelt. So war der Sonntagsstaat unserer schleichen Mütter «och vor einigen Jahrzehnten. Manche charakteristische Tracht, sowie manche interessante Gestalt aus dem Volksleben will im Alles nivellirenden Strome der Zeit, manche auch schon aus dem Gedächtniß der gegenwärtig Lebenden verschwinden, die werth erscheint, im Gedächtniß der späteren Zeit fortzuleben. Sind ja doch auch die Verhältnisse des Lebens, Erwerb und Beschäftigung in unserem Lande in fortwährender Wandlung begriffen und mancher Zweig durch die Alles umgestaltende Dampfkraft in dem Arbeitshause und auf dem Verkehrswege im Ver- schwinden. So ist wohl kein Artikel Schlesiens in der Welt so bekannt als die vortreffliche schlesische Leinwand. In mancher Bauernwirthschaft wird zu der Leinwand, die während des Jahres benöthigt wird, das Garn von den Hausgenossen selbst gesponnen. Ehedem war die Kunst des Spinnens für jedes Landmädchen eine Ehrensache und auf dem „Brautfuder" der vermöglichen Bauerntochter prangte unter den übrigen besseren Einrichtungsstücken zu oberst ein zierlich gearbeitetes Spinnrädchen. Auch das Garn wurde früher meist von der Hansfrau selbst gewoben und gebleicht. Mit diesem Industriezweige hängt auch eine Gestalt in unserem Volksleben zusammen, der schlesische Leineweber, wie er in der durch die Fabriksindustrie immer mehr in den Hintergrund tretenden Haus- industrie dieses Textilzweiges da und dort sich noch immer erhält. Der Betrieb dieser Waaren wurde früher allgemein und wird auch heute noch zu einem kleinen Theile durch den wandernden Krämer vermittelt, der aus den dicht bevölkerten Dörfern Liebenthal, Arnoldsdorf, Petersdorf, Hennersdorf, Johannisthal ?c. nach auswärts auf Erwerb auszieht. In seinem mit einem grünen, zum Schutz gegen Regen mit Ölfarbe angestrichenen Leinwanddach überspannten Wagen, der mit Leinwand- und Baumwollwaaren bepackt ist, durchzieht er weite Strecken Schlesiens bis nach Mähren hinnnter, während sein Weib, den „Pinkel" auf dem Rücken, die verschiedenen Verkaufsartikel in den näher gelegenen Ortschaften von Haus zu Haus feilbietet. Nicht selten fahren Mann und Weib mit ihrem Wagen, der ihnen zugleich als Schlafstätte dient, in die weitere Ferne, während die Kinder bei Verwandten bleiben oder zu Fremden in Pflege gegeben werden. Seit einiger Zeit sieht man diese Hanfirerwagen seltener die Straßen des Landes dahinziehen. Eine andere charakteristische Figur unseres Volkslebens, dem Verkehr in und außer dem Lande dienend, hat unsere Zeit der Eisenbahnen schon hinweggefegt. Es ist der Groß- fnhrmann, der, ehe noch die Eisenbahn das Land durchkreuzte, die Verfrachtung der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Mähren und Schlesien, Band 17
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Mähren und Schlesien
Band
17
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1897
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.42 x 21.88 cm
Seiten
750
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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