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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Seite - 579 -
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579 Kürze» treten charakteristischer hervor, der Acut herrscht über den Circumflex, die helleren Vocale, namentlich i, über die dumpferen. Alles deutet auf höheren Kehlkopfstand und eine vorherrschend dorsale Artikulation der Vorderzunge. Damit hängt auch die durchgreifende Monillirnng zusammen, welche oft ganze Consonantengruppeu ersaßt und der Sprache neben einem ausgesprocheneren musikalischen Charakter größere Weichheit verleiht. Trotz dieser Verschiedenheiten weisen doch die Laut- und Formeuverhältuisse so viele gemeinsame Eigenthümlichkeiten auf, daß man berechtigt ist, diese sprachliche Mannigfaltigkeit nnter dem Gesichtspunkte der Einheit zn betrachten und an einer gemeinfchlesischen Mundart festzuhalten. Gegenüber anderen Dialecten ist zunächst das langsame Redetempo so charak- teristisch, daß man selbst den gebildeten Schlesier in ganz Deutschland an seiner gemüthlich breiten Aussprache erkeuut. Bezeichnend sind ferner die Accent- und Tonverhältnisse. Nicht als ob, wie behauptet wurde, dem schleichen Hochton ein geringeres absolutes Maß der Verstärkung zukäme, vielmehr knüpft sich an die exfpiratorifchen Accente bei einfachen zweisilbigen Wörtern ein die ganze Mundart durchdringendes musikalisches Verhältniß, nach welchem der Stimmton der Wurzelsilbe etwa um eine Terz höher liegt als jener der Affixsilben. Um dieses drei- stufige Intervall zu deutlicher Auffassung des Gehörs zu bringen, begünstigt die Mundart in der zweiten Silbe Vocale mit größerer Tonfülle; so werden geschwächte Endungen wie die des Mittelwortes auf „end" durch klangvollere ersetzt — für brennend: brinig, für glühend: glinig ?c. Hiermit hängt uuter anderem auch der durchgreifende Ersatz der neuhochdeutschen Endsilbe en durch jenes helle u zusammen, welches Friedrich dem Großen so gefallen hat, daß er daran gedacht haben soll, das farblose s der Schriftsprache ganz abzuschaffen. Während im einfachen Worte die Tonverhältnisse maßgebend sind, tritt in Zusammen- setzungen der exspiratorische Acceut so stark in seine Rechte, daß die zweite Componente häufig ihres Wurzelvocals verlustig wird: Seuwet — Sonnabend, und selbst bei zwei- silbigen Grundworten nur eine Liquida als Silbenbildner übrig bleibt: Arpl — Erdäpfel. Die Eonsonanten befinden sich auf der hochdeutschen Lautstufe. Nur in den abgelegensten Gegenden findet man bei alten Leuten noch versprengte Reste niederdeutschen Standes. So hört man in der Sprachinsel um Bielitz statt des ? die unverschobeue Teuuis t in „ctta" — jetzt, in „gesott" für das gewöhnlichere „gefotzt" — gesetzt, während der niederdeutsche Übergang des eil in k bei nokwr — Nachbar, valka — Veilchen allgemein ist. Dem baierifch-österreichischen Dialect gegenüber zeichnet sich der schlesische durch scharfe Unterscheidung von Tennis nnd Media ans; in einer Reihe von Worten mit anlautender Labialis oder Dentalis bewahrt er sogar gegenüber neuhochdeutscher Media die alte Tennis: Pnckel, tnmm; umgekehrt steht 6 für t in doll, Dromml u. a. In der Gutturalreihe findet sich diese Erscheinung außer vor t: gesakt, gelekt, iu welchem Falle 37*
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Mähren und Schlesien, Band 17
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Mähren und Schlesien
Band
17
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1897
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.42 x 21.88 cm
Seiten
750
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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