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Gutsherr auf Kunzendorf und Kacitz, Friedrich Georg Vlcek, Freiherr von Gntenland und
Hultschin, 1654 nach Vertreibung der Prediger für seine Unterthanen in gediegener
Übersetzung lieferte.
Infolge des dreißigjährigen Krieges verschwand die böhmische Bevölkernng im
Jägerndors'schen, daher die dortigen Landstände 1666 das Böhmische als Verhandlungs-
sprache aufgaben. Um diese Zeit lebte bei Troppau der Velehrader Propst Christian
Hirschmenzel, vou Friedet gebürtig, welcher unter dem unscheinbaren Titel Septem
eenluriae jovmlmm Anekdoten zu sammeln vermeinte, uns aber viele aus dem Volks-
leben aufgelesene Fabeln und Märchen hinterließ.
Ein regeres geistiges Leben zog in Troppau mit der ersten von dem Olmützer Factor
Schindler 1716 errichteten Buchdruckerei ein. Das Zugstück?Iüe otcüv svat^ck eröffnete
den Neigen, es folgte ein echtes Volksbuch Viäeni seäläeka sprostneko, worauf drei
Predigtensammlungen des großen, tief in die Volksseele blickenden Kanzelredners Gottfried
Bilovsky, eines Schlesiers, 1721 bis 1724 die Presse verließen. Auch der Johannes von
Nepomnk-Cultus fand zwei Vertreter, Maget und Brhel von Baislawitz.
Erst nach der folgenschweren Theilung Schlesiens weicht das Böhmische, das sich
hier am längsten behauptet hatte, aus den Landtagsstuben in Troppau und Teschen,
folglich auch ans den Landbüchern.
Gegen Ende des XVIIl. Jahrhunderts werden einige Schulbücher, z. B. eine
böhmisch-deutsche Sprachlehre von Josef Novak, dem damals frisch pnlsirenden geistigen
Leben in Troppau ebenso ihr Entstehen zu verdanken haben, wie die Verse des
Pfarrers Zäbransky der neu erwachten böhmischen Literatur zu Anfang dieses Jahrhunderts.
Erst in den Fünfziger-Jahren kommt eine denkwürdige Erscheinung in Betracht, der
Enthusiasmus für das Volkslied, der alle Classen erfaßt. Einem Frühlingshauche gleich,
den man am besten mit den Worten eines von Paul Krizkovsky für das Album Ihrer
k. und k. Hoheit der Durchlauchtigsten Frau Kronprinzessin Stephanie gesetzten Liedes
,?tiSIa k nüm Vesna clo charakterisiren könnte, wird eine allgemeine Leidenschaft
für das Volkslied entfesselt. Susil und Lelek sammeln mit Begeisterung Volkslieder und
entreißen der Vergessenheit viele schlesische Perlen, wie des ersteren bekannte Sammlung
bezeugt. Krizkovsky, der Augustinermönch, von Kreuzendorf in Schlesien gebürtig, vertieft
sich in die Volksmusik, schafft eine ,15tonulä-, um Smetaua die Wege zur böhmischen Oper
zu weiseu. Das Volkslied läuterte bei dem Mangel einer in Schlesien geschaffenen künstlichen
Poesie den Geschmack, begeisterte Kazimir Tomäsek zu poetischen Versuchen und weckte das
Interesse für das Volksmärchen. Lied und Märchen schmuggeln sich in die Spalten des
1860 von Professor Vasek gegründeten Opavsky kesecknik uud in seinen Nachfolger,
den ein. Eine Anthologie dieser Volksliteratur bietet das I. Buch der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch