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ein dreischifsiges Langhaus und ein Polygon abschließender Chor, ist durch seiu Streben
nach bedeutender Höhenentwicklnug und dnrch die schlanken Verhältnisse charakterisirt.
Die zahlreichen hohen Fenster sowohl im Presbyterinm als auch im Langhaus über-
gössen den Raum mit einer Fülle von Licht; nach dem großen Brande des Gotteshauses
ward nicht blos das schwere, alle drei Schiffe überspannende Dach aufgesetzt (während
früher das Mittelschiff sein eigenes Dach hatte, dem sich die Dächer der Seitenschiffe in
sanfter Neigung anschlössen), sondern mich eine ziemliche Zahl der Fenster ganz oder theil-
weise vermauert; die offen gelassenen erhielten rnndbogigen Abschluß. Au Stelle der eiu-
gestürzteu gothische« Gewölbe traten rundbogige und die hochgehenden Pfeiler wurden
dnrch langgezogene korinthische Pfeiler verkleidet, die trotz des aufgesetzten hohen Gebälk-
stückes zwischen dem Capitäl und dem Ansatz des Bogens der Höhe nicht gerecht werden
können. Sind auch die gothischen, die Pfeiler verbindenden Bogen und der große gothische,
das Priesterschiff vom Langhans trennende Gurt erhalten, so sind dies doch nur kümmerliche
Reste. Die Hauptwirkung kommt von dem die Blicke mächtig auf sich ziehenden Hochaltar,
einem pompösen Schaustück des XVIII. Jahrhunderts.
In dem Nachbardorfe Kathrein steht auf dem Friedhofe eine Kapelle, gleichfalls
ein Ziegelrohbau, ein achtseitiges Prisma bildend, mit spitzbogigeu Fenstern und Streben
an jeder Mauerkante. Der Dachabschluß ist nicht der ursprüngliche. Das Innere ist ganz
umgestaltet. Formen und Baumaterial weisen auf die Entstehung zur Zeit des Baues der
Pfarre hin; sie selbst erinnert an die in Breslau eiust bestaudeue Materuikapelle (in der
Nähe der Elisabethkirche).
Österreichisch-Schlesien besitzt noch eine Anzahl Kirchen, deren ursprüngliche Anlage
gothisch gewesen ist, die jedoch in gleichem oder erhöhterem Maße einer späteren Bau-
periode zum Opfer gefallen sind, wie die Troppaner Pfarrkirche, so die Pfarren zu
Hotzeuplotz, zu Jägerndorf und Teschen. Es sind spätgothische Bauten. Die drei-
fchiffige Kirche zu Hotzeuplotz bewahrte weder das Innere noch das Äußere vor gewalt-
samen Veränderungen, hat aber, trotzdem die vierseitige massige Thurmhalle der Westfront
vorgebaut wurde, in derselben das ursprüngliche Portal aus feinen Säulenbündeln mit
Laubwerk erhalten; die zwei schweren aus dem Viereck in das Achteck übergehenden Thürme
der Jägerndorser Kirche, welche das ganze Stadtbild beherrschen, zeigen an dem halb
zerstörten Maßwerk einzelner Fenster, daß statt der rohen leeren Putzhülle einst anderes
hier gewesen. Beide Kirchen besitzen ein dreischifsiges Langhaus. Die Teschuer Kirche
war einschiffig, jedoch mit einem Querschiff versehen. Das Südportal mit seinem langen
Stabwerk gehört einem zweiten Umbau an, den dieser Bau gleichfalls noch in spätgothischer
Zeit erfuhr. Im Miuoriteukloster in Troppan ist das Winterrefectorinm aus einem Arm
eines spätgothischen Kreuzganges gebildet; es ist dies einer der wenigen Überreste aus der
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch