Seite - 632 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Bild der Seite - 632 -
Text der Seite - 632 -
632
gothischen Zeit dieses Baues; doch auch hier Haidas XVIII. Jahrhundert eingegriffen und
Basreliefs spielender Engel in die Spitzbogen eingefügt. Die kleinen gothischen, einschiffigen
Kirchen von Niklasdorf und Alt-Bielitz, von der Folgezeit weniger angetastet, zeigen
einfache Verhältnisse nnd Formen. Eine gegenwärtig nicht mehr bestehende Kapelle in
Kostelee (bei Teschen) hatte den Spitzbogen am Abschluß des Priesterchors mit bemerkens-
werther Schärfe ausgebildet, während er anderswo, wie z. B. an der Kathreiner Pfarre,
gedrückt erscheint. Die vor dem Westende errichtete freistehende Glockenstube mit ihrer
primitiven hölzernen Bedachung und Verkleidung bietet eine so eigenartige Erscheinung,
daß sie nicht unbeachtet bleiben kann. Ein spätgothischer Bau aus dem XVI. Jahrhundert
ist die Kirche von Pnnzan, die jedoch gleichfalls mehrfache Umgestaltung erfahren hat.
Im XVI. Jahrhundert begegnen wir einer gesteigerten Bauthätigkeit. Wir treten
in das Zeitalter der Renaissance, die vom Westen und vom Süden nach Schlesien
eingezogen ist. Neben geistlichen Bauwerken lenken weltliche Schöpfungen das Augen-
merk auf sich. Und zwar stehen die weltlichen in erster Linie. So die Schlösser von
Geppersdorf und von Freudenthal in ihren älteren Theilen. Ersteres stammt aus
dem Jahre 1569 und der gesammte rückwärtige Theil, die Hofanlage und die ebenerdigen
Räume überhaupt tragen den Charakter der Renaissance an sich. Dieser Theil der zwei-
geschoßigen Fa^ade war von zwei achteckigen Thürmen (von denen der eine wegen
angeblicher Baufälligkeit abgetragen wurde) flankirt. Das untere Geschoß des Thurmes
sowie des Schlosses enthält rnndbogige und darüber oblonge Mezzaninfenster, das obere
geradfturzige Fenster; ein breites Sims trennt beide, die Seiten sind von Pilastern ein-
gefaßt. Über einer Hohlkehle steigt aus kurzem Dachrande eine Kuppel auf mit dem
Profil des Eselrückens; sie trägt eine Laterne mit kuppelartiger Überdachung, die durch
eine Einschnürung gedoppelt erscheint. Der kleine wiederholt umgebaute rechteckige Hof war
mit Arkaden versehen, die gegenwärtig vermauert sind. Steht das Geppersdorfer Schloß
in Anlage und Formen im Zusammenhang mit anderen Schlössern Preußisch-Schlesiens, so
zeigt der Hof des Freudenthaler Schlosses Verwandtschaft mit den Schlössern Mährens aus
dieser Periode, ist also von der aus dem Süden eindringenden Renaissance berührt. Auf
einem nach Nordwesten steil abfallenden Felsen erbaut, ist dasselbe durch die Ungunst der
Bodenfläche eingeengt. Der Hof bildet ein verschobenes Viereck mit zwei Lang- und zwei
Schmalseiten. Zwei Arkadengeschoße umziehen denselben. Auf den hochgeführten rusticirten
Pfeilern stehen die dorisirenden Säulen der oberen bedeutend niedrigeren Arkadenreihe
auf hohen Postamenten; diese sind durch Brüstungen verbunden. Der Gesammteindruck
ist ein lebendiger, luftiger, jedoch eine scharfe Musterung vertragen die Formen nicht. In
die eine Schmalseite ist der aus dem Viereck ins Achteck übergehende Thurm eingebaut.
An der gegenüberliegenden Langseite tritt mit dem Stiegenhaus der Barockstil ein.
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch