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Es entstanden überall, hauptsächlich aber in dem cultnrell rascher fortgeschrittenen west-
lichen Theile Schlesiens zahlreiche kleine Brettmühlen, Holzschleifereien, Wald- und
Hüttenköhlereien, Holznägel-, Holzspan- und Dachschindelindustrien, welchen in neuerer
Zeit auch in Ostschlesien, wo ein ausgebreitetes Eisenbahnuetz und die billige Mineralkohle
hiefür günstige Vorbedingungen schufen,mehrere große fabriksmäßig eingerichtete Dampf-
sägewerke, Cellulosefabriken, Bautischlereien, Holzdestillationen, Holzimprägniranstalten
und Möbelfabriken folgten.
Während das Brenn- und Kohlholz, ein großer Theil des Grubenholzes und etwa
ein Drittheil des Bauholzes und des Schnittmateriales im Lande Verwendung finden,
werden ungefähr zwei Drittel der Schnittmaterialproduetion, etwas Grubenholz, der
weitaus größte Theil der Holzstofffabrikate, die Endprodukte der Holzdestillation und die
meisten Möbelstücke aus gebogenem Holz exportirt. Der Rundholzexport ist daher ein
geringer, der Export von Halb- und Ganzfabrikaten aus Holz dagegen ein bedeutender.
Die Ausfuhr bewegt sich naturgemäß hauptsächlich nach Ost- und Nord-Deutschland.
Feinere Fichtenschnittmaterialien werden selbst bis nach Nord-West-Deutschland, Holland,
Belgien und Frankreich, Holzstoff und Möbel aus gebogenem Holz fast nach allen
europäischen und häufig auch nach überseeischen Staaten exportirt.
In Bezug auf den Holztransport liegen die Verhältnisse in Schlesien günstig. Zahl-
reiche wohlgepflegte öffentliche und Privatstraßen führen nach allen Richtungen bis in
das Herz der Forste und verbinden dieselben mit dem gut entwickelten Eisenbahnnetz. Der
Transport des Holzes von den Berglehnen zu den Thalstraßen erfolgt zumeist im Winter
bei Schneebahn auf den sogenannten „Zieh- oder Rückuugswegen". Das schwerere Nutz-
und Klotzholz wird mit Gespaunen, das Brennholz vornehmlich mittelst Handschlitten
„gerückt". Tausende von Holzschlägern, welche während der Sommerszeit mit der
Erzeugung und Zurichtung der Forstprodncte beschäftigt sind, finden im Winter lohnenden
Erwerb beim Holzrückuugsgeschäste. Wiewohl die Holzrückuug im Winter auf steilen
Berglehnen, über welche der „Rücker" mit seinem schwer beladenen Handschlitten
hinuntersaust, eine schwere und gefahrvolle Arbeit ist, so wird diese Arbeit doch von dem
schleichen Gebirgsbewohner gerne geleistet, weil sie ihm in der sonst verdienstlosen
langen Winterperiode guten Erwerb sichert.
Der Wassertransport beschränkt sich in Schlesien auf das Triften von Scheitholz.
In früherer Zeit war diese Transportmethode in den schleichen Gebirgen ziemlich
allgemein und wurden auch die nothwendigen Triftbauten, als: Klausen, Rechen, Wehren,
Kanäle ?c. errichtet und in Stand gehalten. In dem Maße, als die Straßenbauten
vervollständigt und die frühere Bedeutung der Brennholzwirthschaft in den Hintergrund
gedrängt wurde, verlor auch diese Holztransportmethode ihre einstige Wichtigkeit und
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch