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Ablösung der Weideservituten ein Ende bereitet, da die nach Abtretung der Äquivalent-
flächen dem belasteten Gute erübrigende entlastete Waldfläche — ungefähr die Hälfte der
ursprünglichen Gesammtsläche — nunmehr von allen schädigenden Einflüssen der Weide-
wirtschaft befreit, einer rationellen Forstcultur gewidmet werden konnte. Auf der ent-
lasteten Theilfläche wird in Hinkunft mehr Holz producirt werden, als dies ehedem auf
der belasteten Gesammtsläche möglich war und insoserne ist diese Ablösung ein erheblicher
volkswirthschastlicher Fortschritt. Die verderblichen Folgen der einstigen Weidewirthschaft
machen sich jedoch in jenen Forsten noch hente geltend und es werden ihre letzten Spuren
kaum vor Ablauf einiger Decennien vollständig verschwunden sein.
Wenn nichtsdestoweniger die Forstwirthschaft Schlesiens, insbesondere im Vergleiche
mit jener einzelner Alpenländer, eine hervorragende Stellung in Österreich einnimmt, so ist
dies wesentlich auf einige besonders günstige Verhältnisse zurückzuführen.
In Schlesien ist es vor Allem der Großwaldbesitz mit seinen auf wissenschaftlicher
Basis eingerichteten, sorgfältig gepflegten, von den schädigenden Einflüssen der Servituten
befreiten Forsten, welcher der gesummten Waldwirthschaft das Gepräge einer fort-
geschrittenen Forstcultur verleiht. Die Standortsverhältnisse sind im Allgemeinen besser,
die schädlichen klimatischen Einflüsse weniger excessiv und die Bringungsschwierigkeiten
erheblich geringer als in den Alpenländern. Wird ferner erwogen, daß der Eonsum des
stark bevölkerten Landes und seiner hochentwickelten Industrie ein bedeutender, die Lage
an der Nordgrenze der Monarchie eine für den Holzexport günstige ist, und daß die
Prodnction des werthvollen Nutzholzes in Schlesien circa 60 Procent beträgt, während
der Nutzholzanfall der Alpenforste kaum 25 Procent erreicht, so dürfte der besonders
erfreuliche Zustand des schleichen Forstwesens seine genügende Erklärung finden.
Die große volkswirthfchaftliche Bedeutung der Forste für Schlesien erhellt daraus,
daß der Werth der jährlichen Holzproductiou etwa vier Millionen Gulden beträgt,
wovon ungefähr zwei Millionen auf Arbeitslöhne entfallen. Nebstbei liefern die Forste
den Waldarbeitern unentgeltlich oder doch für sehr mäßigen Preis Abfallholz als
Brennmaterial, billiges Gras, Streu und allerlei Nebennutzungen.
In dem Maße, als der Forstwirthschaftsbetrieb durch vermehrte Zwischennutzungen,
Steigerung der Nutzholzproduction und weitere Vervollkommnung der Transportmittel an
Intensität gewinnt, werden auch die aus dieser wichtigen Quelle des Nationalwohlstandes
fließenden Einkünfte und Verdienste sich erhöhen.
Der gegenwärtige Zustand der Forste Schlesiens und die konservativen Principien
ihrer Besitzer gewährleisten auch für die Zukunft alle segensreichen Einflüsse, deren sich
jene Länder erfreuen, in welchen die für das Forstwesen maßgebenden Factoren mit der
Liebe zum Walde das volle Verständniß seiner volkswirthschaftlichen Bedeutung verbinden.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch