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weiter verarbeitet werden zu können. Dieser primitive intermittirende Stückofenbetrieb,
welcher nur kleine Produktionen zuließ und trotz seiner Brennstoffverschwendung reiche
uud leicht reducirbare Erze voraussetzte, erhielt sich bis ius XVIII. Jahrhundert. Es
müssen aber schon früher sogenannte Blau- oder Blaseöfen, welche den Übergang von den
Stücköfen zu den Hochöfen bilden, bestanden haben, da in den Jahren 1642 bis 1660
auf den Hoch- und Deutschmeister'scheu Eisenwerken in Klein-Mohrau eiserne Kauoneu
gegossen worden sein sollen. Im Anfang des XVIII. Jahrhunderts trat der Hochofen-
nnd Frischfeuerbetrieb an die Stelle der Stückofenarbeit und die Eisengewinnungsstätten
rückten in die Thäler an die größeren Wasserläufe herab, da für den Betrieb der Gebläse
und der Hammergeschläge größere Wasserkräfte erforderlich waren. Der Hochofenbetrieb
ermöglichte nun auch die Gußwaarenerzeugung. In den Jahren 1703 und 1704 wurden
unter dem Hoch- uud Deutschmeister Franz Ludwig, Pfalzgrafen bei Rhein zu Neuburg,
Herzog in Baiern, in Ludwigsthal ein Hochofen und ein Hammerwerk und in Hubertuskirch,
dem heutige« Karlsbrunn, ein Hochofen errichtet. Die Breslauer Bischöfe couceutrirten
den Hüttenbetrieb in Bnchbergsthal und erbauten dort im Jahre 1795 einen Hochofen
und Frischhütten. Bei Zuckmantel wnrde im Jahre 1809 das Eisenwerk Endersdorf —
Hochofen uud Hammerwerk — gegründet. An allen drei Orten erstreckte sich die Erzeugung
anßer ans Roheisen auch auf Stabeisen und Gußwaaren. Im XIX. Jahrhundert wurden
diese drei wichtigsten Gewerkschaften Westschlesiens durch Cupoloseugießereien, Eisen- und
Blechwalzwerke, Draht- und Drahtstiften-Fabriken erweitert.
Vom Jahre 1874 an beginnt der Rückgang der westschlesischen Eisenindustrie. Die
Depression der Eisenpreise und die durch den Bau der Ceutralbahu hereingebrochene
Eoncnrrenz der kräftig entwickelten Eisenindustrie der Nachbarländer redneirten die
Ertragsfähigkeit der westschlesischen Eisenwerke sehr empfindlich. Andererseits stiegen auch
die Holzpreise und man zog es vor, das Holz als Bauholz und Schnittmaterial zu
verwerthen; so kam es, daß der Hochofenbetrieb Westschlesiens aufgelassen wurde. Die
Hochöfen erloschen im Bnchbergsthal 1874, beim Hoch- und Deutschmeisterthum 1877
und iu Endersdorf 1884. Jetzt beschränkt sich das Hüttenwesen in Westschlesien ans die
Fabrikation von untergeordneten Mengen von Walzeisen, Feinblechen, Geschmiedeeiseu
und Gußwaaren aus Roheisen und Halbfabrikate» fremder Provenienz.
Von größerer Bedeutung wurden in den letzten Decennien nur die Draht- und
Drahtstiftenfabrikation, die Erzeugung von Blechwaaren und Blechnägeln in Karlsdorf,
Ludwigsthal, Würbeuthal, Buchbergsthal und Branka. Zu einer namhaften Prodnction
konnten sich die westschlesischen Eisenwerke bei den dortigen natürlichen Verhältnissen nie
aufschwingen; mit dem Auslassen der Roheiseuerzengnng hat dieses bis in das grane
Alterthum zurückreichende Hüttenwesen seine eigentliche Grundlage verloren.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch